12. DEZEMBER 2024

Bahnhofsmission baute im Ost-West-Konflikt Brücken für Millionen Menschen

Buchveröffentlichung

 

Über 157 Millionen Menschen wurden von 1945 bis 1990 in allen Bahnhofsmissionen in Deutschland betreut. Nahezu ein Viertel dieser Personen kam aus den ehemaligen Ostgebieten oder der SBZ/DDR. Besonders die sieben Grenzbahnhofsmissionen in Lübeck, Büchen, Wolfsburg, Helmstedt, Bebra, Ludwigsstadt und Hof wurden dabei zu „Visitenkarten“ für den Westen im Systemkampf. „So reich zeigte man sich den armen Verwandten, die eigene Armut blieb sorgsam verdeckt“, schrieb Günter Grass dazu im Gedicht Wo ich Hause.Mehr...

 

Das neue Buch Brücken in die Freiheit. Bahnhofsmission im Kalten Krieg von Dr. Jann-Thorge Thöming greift erstmals die Geschichte der Bahnhofsmissionen im Ost-West-Konflikt systematisch auf (Brücken in die Freiheit - 978-3-487-17060-2 | Nomos).

 

In ihrer Funktion als pragmatische Ersthelferinnen und Drehscheiben ins weitere Fürsorgenetz gaben die Bahnhofsmissionen an der Grenze Hunderttausenden im westlichen Gesellschaftssystem eine Orientierung, seelsorgerlichen Halt, Verpflegung und Unterkunft. Dabei wurden sie systematisch von der Bonner Politik finanziell unterstützt, vor allem vom Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen. Ihr karitatives Handeln lag im Schnittpunkt der sozial- und deutschlandpolitischen Logik des Systemkampfes. 35 Jahre Mauerfall und das 130. Bestehen der Bahnhofsmission ordnen die Veröffentlichung thematisch ein.

 

„Mit dem neuesten Band der Kieler Schriften zur Regionalgeschichte hat Herr Thöming einen grundlegenden wie weiterführenden Beitrag zur Erforschung der deutsch-deutschen Vergangenheit unter spezieller Fokussierung auf den Aspekt der Bahnhofsmission geleistet. Lange Zeit vernachlässigt oder gänzlich unbeachtet, rückt er auf diese Weise die Geschichte der Bahnhofsmission auf den ihr gebührenden Platz“, so Prof. Dr. Oliver Auge, Inhaber des Lehrstuhls für Regionalgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

 

Die Arbeit der Bahnhofsmissionen fügte sich in einen gesamtdeutschen Strategieprozess ein. Die Beeinflussung der Interzonenreisenden durch persönliche Betreuung, Bewirtung, westliche Medien, kulturelle Teilhabe und materielle Hilfen sollte die Perspektive einer westorientierten Wiedervereinigung aufrechterhalten.

 

„In einem umfassenderen Sinn verweist die vorliegende Studie auf ein weltweit zunehmend bedrückendes Thema. Menschen suchen nach Wegen, Grenzen zu überwinden und Brücken in die Freiheit zu finden“, schreibt Prof. i. R. Dr. rer. soc. Bruno W. Nikles in seinem Vorwort.

 

Das am 6. November 2024 erschienene Buch von Jann-Thorge Thöming, bei dem es sich um seine Kieler Dissertation handelt, wurde in fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen der regionalgeschichtlichen Abteilung des Historischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Nomos-Verlagsgruppe gedruckt. Der Druck wurde gefördert von der Bahnhofsmission Deutschland e.V. und der Landesgruppe der Bahnhofsmission in Niedersachsen.

 

Fotos:

Foto 1 (Betreuung am Zug)

Bildunterschrift: Betreuung eines Interzonenzuges in Bebra, um 1955

Quelle: StadtA Bebra

 

Foto 2 (Teeausschank am Gleis)

Bildunterschrift: Bewirtung am Bahnhof Ludwigsstadt 1961

Quelle: Akten des Ev.-Luth. Dekanats Kronach-Ludwigsstadt

 

Deutsche Evangelische Bahnhofsmission 
Landesgruppe in Niedersachsen 
c/o Diakonisches Werk Hildesheim 
Matthias Böning 
Klosterstr. 6 
31134 Hildesheim 
 

Ihre Fragen beantwortet:

Dr. Jann-Thorge Thöming

Mail: landesgruppe-niedersachsen@bahnhofsmission.de 
T. 01577 371 7520 
 


 
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