Straßenwohnungslosigkeit bleibt drängendstes Problem
Je unsicherer die Unterkunftssituation wohnungsloser Menschen ist, desto unsicherer fühlen sie sich insgesamt in ihrem Leben. Das ist eine zentrale Erkenntnis der dritten Lebenslagenuntersuchung wohnungsloser Menschen, die erneut gemeinsam vom Evangelischen Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe e.V. (EBET), der Diakonie Deutschland und der Alice-Salomon-Hochschule Berlin (ASH Berlin) durchgeführt wurde. Die für die diakonischen Einrichtungen repräsentative Studie unter rund 900 wohnungslosen Erwachsenen zeigt, dass sich die Lebenslagen wohnungsloser Menschen in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert haben.Mehr...
Mehr als ein Fünftel der befragten wohnungslosen Menschen (21,4 %) ist in einer äußerst prekären Wohn- bzw. Unterkunftssituation, 13 Prozent leben ganz ohne Obdach auf der Straße. Von Straßenwohnungslosigkeit sind vor allem Bürger*innen aus anderen EU-Staaten betroffen (36 %). Ihre Situation ist besonders prekär: Sie beziehen nur zu einem Drittel Sozialleistungen (33,6 % vs. 72,9 % gesamt) und die Hälfte verfügt über kein Geld (50 % vs. 11,9 % gesamt). Dies ist noch einmal eine deutliche Verschlechterung gegenüber der letzten Lebenslagenuntersuchung aus dem Jahr 2021. Straßenwohnungslosigkeit bleibt somit weiterhin die existenziellste Armutslage.
Von den wohnungslosen Menschen, die sich 2024 an der Befragung beteiligten, waren knapp zwei Drittel (63,6 %) seit mindestens einem Jahr wohnungslos. Die meisten Befragten waren zwischen 40 und 59 Jahre alt (46,7 %). 60 Jahre und älter sind ein Fünftel (19,9 %). Knapp drei Viertel der Befragten sind Männer (71,5 %), drei Viertel Deutsche (75,9 %) und 14,6 Prozent stammen aus sonstigen EU-Ländern.
Dr. Jens Rannenberg, Vorsitzender des Evangelischen Bundesfachverbands Existenzsicherung und Teilhabe e.V. (EBET): „Die Ergebnisse unserer neuen Lebenslagenuntersuchung wohnungsloser Menschen machen deutlich, dass das Recht auf Wohnen endlich als zentrale staatliche Verpflichtung anerkannt und umgesetzt werden muss. Wir müssen Menschen besser als bisher vor dem Verlust ihrer Wohnung schützen. In den Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe müssen wir zudem stärker als bisher auf die individuellen Bedürfnisse der wohnungslosen Menschen eingehen.“
Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: „Auch nach der Corona-Pandemie hat die persönliche und gesundheitliche Sicherheit insgesamt den größten Einfluss auf die Lebenslage wohnungsloser Menschen. Menschen, die wohnungslos auf der Straße leben, und EU-Bürger*innen zählen weiterhin zu den besonders vulnerablen Gruppen. Ihr Zugang zu Sozialleistungen und medizinischer Versorgung hat sich weiter verschlechtert. Wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen und langfristige Strategien, um Wohnungslosigkeit wirksam zu bekämpfen. Für eine soziale Wohnraumversorgung müssen insbesondere im Bestand Lösungen gefunden werden.“
Professorin Susanne Gerull, Alice-Salomon-Hochschule Berlin: „Unsere Untersuchung zeigt, dass strukturelle Benachteiligungen nicht nur durch die Pandemie bedingt sind, sondern weiterhin bestehen. Das allgemeine Sicherheitsgefühl der Befragten hängt am stärksten von ihrer Zufriedenheit mit der Wohn- bzw. Unterkunftssituation ab und umgekehrt. Bei der Unterstützung wohnungsloser Menschen muss daher die Versorgung mit eigenem, mietvertraglich abgesicherten Wohnraum Priorität haben.“
Zur Studie: Lebenslagenuntersuchung wohnungsloser Menschen
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