06. APRIL 2020

Gedanken am Montag der Karwoche

Wir erleben derzeit eine völlige Umwertung von Berufen und Tätigkeiten. Alle, die ihre Arbeit für die Versorgung von Menschen zur Verfügung stellen, ob als Pflegende, Ärztin, Verkäuferin, Sozialarbeiter, Lokführer, Polizist werden als systemrelevant angesehen und erfahren plötzlich ungeahnte Wertschätzung.

 

Auch die engagierten Mitarbeitenden bei der Bahnhofsmission zählen zu diesen Leuten mit gesellschaftswichtigen Tätigkeiten. Wie schnell sich Sichtweisen verändern können! Das wird wahrscheinlich auch lange nachwirken. Und das ist gut so. Wichtig sind die Tätigkeiten, die den Menschen unmittelbar dienen.

 

Als Christen hätten wir das längst wissen können, wenn wir uns immer an den Worten Jesu orientiert hätten. Nach seinem triumphalen Einzug nach Jerusalem setze sich Jesus mit seinen Jüngern zu Tisch. Ganz im Überschwang der Gefühle durch das Erlebte begannen sie einen Streit, wer denn der wichtigste sei, ob die, die zu Tische sitzen (also sich feiern lassen) oder die, die am Tisch bedienen. Nun muss man wissen, dass letztere Tätigkeit damals in sehr niedrigem Kurs stand.  Ganz schnell unterband Jesus den Streit und sagte diese Worte: „Der Vornehmste von euch soll sein wie ein Diener!“. Die Fußwaschung des Papstes, die in der Regel am Gründonnerstag stattfindet, soll daran erinnern. Aber damit ist es nicht getan. Es kommt auf die Haltung an. Menschen, die mit ihrer Tätigkeit Menschen dienen, sind nicht nur systemrelevant, sondern sie leben, was Jesus für ein Leben in Frieden und Versöhnung wollte.

 

Wer sich also bei der Bahnhofsmission für andere Menschen engagiert und dies aus einer inneren Haltung erwächst, der lebt im Sinne Jesu. Dass es nicht immer leicht ist, solches durchzuhalten, das wusste Jesus auch. Deshalb sagte er zu seinen Jüngern, allen voran zu Petrus, der alsbald versagen sollte: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“. D.h. Jesus selbst ermuntert immer wieder dazu, so zu leben. Und er ist mit seinem Geist der Liebe bei uns.

 

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche.

Ihr

 

Klaus-Dieter Kottnik

 

 

Klaus-Dieter Kottnik ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe und Bundesvorsitzender der Bahnhofsmission.

 

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@remove-this.bahnhofsmission.de