31. MAI 2020

Gedanken zu Pfingsten 2020

Pentekoste hemera – der 50. Tag – so die aus dem Griechischen stammende Bedeutung des Wortes Pfingsten. 50 Tage liegt Ostern zurück – ein Fest, das dieses Jahr ohne öffentliche Gottesdienste und Feiern wegen der Coronapandemie stattgefunden hat. Immer noch hält uns dieses Virus im Atem. Auch die Pfingstgottesdienste werden nur mit begrenzter Zahl von Gottesdienstbesuchern gefeiert werden. Wir merken, wie dieses Virus unser Leben verändert: Abstand halten, keine Berührung, Maskenpflicht, umsichtige Hygiene und begrenzte öffentliche Auftritte – wir beginnen, uns daran zu gewöhnen – und trotzdem ist das alles immer noch sehr merkwürdig und teilweise auch schmerzhaft.

 

Manche reagieren darauf mit Wut und Aggression. Manche Familien und vor allem auch alleinerziehende Frauen mit Kindern mussten und müssen enorm viel aushalten. Manche machen sich Sorgen um die zukünftige Existenz, viele spüren, dass es genauso wie vorher nicht weitergehen wird. Das macht sich in Protesten und auch entsprechenden Äußerungen Luft.
Manche hatten schon seit längerem das Gefühl, dass Veränderungen auf uns zukommen werden und auch müssen. Aber so haben wir sie uns nicht vorgestellt.

 

Ist in einer solchen Situation Pfingsten hilfreich? Gibt es einen Schlüssel, wie wir mit Unsicherheit, ja auch aufgestauten Gefühlen, fertig werden können? „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch einen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“. So steht es in Sacharia 4,6b. Eine jahrtausendealte Weisheit spiegelt sich in diesen Sätzen wider, gesprochen ebenfalls in einer Zeit von Veränderungen. Nicht Gewalt, nicht das Laufenlassen negativer Gefühle und auch nicht das Hinterherlaufen hinter selbsternannten sogenannten Wissenden von besonderen Erkenntnissen gibt die Lösung. Sondern nur die Orientierung an Gottes Geist. Das ist Pfingsten: sich an dem Geist der Zuversicht orientieren und sich von dem Geist der Liebe anstecken lassen. Das ist eine Kraftquelle, die allen Unsicherheiten trotzt.

 

Mir ist klar: das bedeutet dieses Jahr eine Herausforderung. Aber es ist die einzige Lösung, die uns, unserem Leben und unseren Mitmenschen, dem Leben in unserer Gesellschaft und in unserer Umwelt weiterhilft.  Veni creatur spiritus – komm, Heiliger Geist!  

 

Ihr

Klaus-Dieter Kottnik

 

 

Klaus-Dieter Kottnik ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe und Bundesvorsitzender der Bahnhofsmission.

 

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@remove-this.bahnhofsmission.de