08. NOVEMBER 2020

Gedanken zum 21. Sonntag nach Trinitatis

Was für eine Woche liegt hinter uns? Berlin, Wien und nun auch die Auswirkungen der Wahl in USA, eine Woche aufflammender Gewalt. Und das noch in einer Lage, wo wir durch die unklaren Perspektiven der Corona - Epidemie ohnehin verunsichert sind. Die Stimmung wird auch bei uns rauer, es ist viel, was gerade auf die Psyche einstürmt. Manche ziehen sich deshalb ganz in sich zurück, nur um keinen Ärger zu bekommen. Wir leben in wahrhaft herausfordernden Zeiten.


Auch an unserer Arbeit in den Bahnhofsmissionen geht das nicht spurlos vorbei. Wir sprechen untereinander darüber. Und wir müssen uns verhalten gegenüber manchen, die auch aggressiv auftreten.


„Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9), lautet der Wochenspruch für diese Woche. Früher hatten wir gelernt: Selig sind die Friedfertigen. Aber die Worte Jesu haben eine aktive Bedeutung. Es geht nicht um eine Haltung, die „um des lieben Friedens willen“ alles erträgt und alles aushält. Sondern es geht hier um ein aktives Tun. „Selig sind die Friedensmacher“, steht im griechischen Text. Machen, tun, aktiv sein, nicht nur erdulden und ertragen.


Das kann manchmal bedeuten: „das müssen wir eben aushalten“, aber auch: „da müssen wir Grenzen setzen, bis hierher und nicht weiter, mehr lassen wir nicht zu“. Auch Jesus hat nicht nur ertragen, sondern er hat auch aktiv eingegriffen. Es geht um das höhere Ziel: welches Verhalten dient dem Frieden und führt dazu, dass ein dauerhafter Friede entstehen kann? Dazu ist viel Klugheit notwendig, nachdenken, abwägen und auch miteinander diskutieren.


Deshalb ist es gut, dass es Teams gibt, in denen wir miteinander abwägen und entscheiden können, mit welchem Verhalten wir am besten unser Ziel erreichen. Da spielen das Gewissen und die innere Haltung jedes einzelnen eine wichtige Rolle. Denn eins ist klar: da wo Friede herrscht, da ist Gott ganz und gar gegenwärtig. Im Bewusstsein seiner Gegenwart nachzudenken und zu diskutieren – und dann zu handeln, das ist der für Christen angemessene Weg zum Frieden. Wir leben in Zeiten, in denen wir viel nachdenken, viel miteinander reden und auch miteinander entscheiden müssen. Aber wenn gemeinsam entschieden wurde und man dann zusammensteht, dann ist das ein beglückendes Gefühl, ja es ist ein Stück Seligkeit.

 

Ihr

Klaus-Dieter Kottnik

Klaus-Dieter Kottnik ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe und Bundesvorsitzender der Bahnhofsmission.

 

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@remove-this.bahnhofsmission.de