15. NOVEMBER 2020

Gedanken zum Sonntag, 15. November 2020

Verantwortung über den Tag hinaus…

 

So möchte ich einmal das Wort von Paulus auf einen kurzen Nenner bringen. Es heißt dort: „ Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat. „ (2. Korinther 5 Abs. 10)


Fast täglich treffen wir Entscheidungen, deren Tragweite oftmals über Zukunft oder Schicksale entscheidet. Sei es die Gabe in der Bahnhofsmission, sei es das Zuhören in einem Beratungsgespräch oder auch die folgenreiche Entscheidung bei Handlungsalternativen im privaten Bereich.


Versuchen wir nicht auch in jedem einzelnen Fall abzuwägen, was richtig oder falsch ist, um später die Folgen zu tragen, wenn wir zur Verantwortung gezogen werden? Nicht immer fällt uns dies  leicht, da wir im Hinterkopf auch bedenken, wie empfindet der Andere oder das Gegenüber diese Maßnahme. Wir alle streben auch nach Lob für eine getroffene positive Entscheidung oder lechzen nach Anerkennung für das positive Erreichen unserer Ziele.


Nur selten denken wir aber an die Abrechnung am Tag des irdischen Endes über das, was gut war oder das was weniger gut war. Die Abrechnung wird sich dann wohl nicht auf Reproduktions-kennzahlen oder Inzidenzwerte beziehen, sondern wie wir alle Herausforderungen mit Blick auf das Gemeinwohl in normalen und insbesondere in Pandemiezeiten bewältigt haben.


In den Bahnhofsmissionen versuchen wir gerade jetzt, diesem Anspruch nach Geborgenheit auch in schweren Zeiten gerecht zu werden. Auch wenn dies auf Abstand manchmal nur schwer möglich erscheint – gerade jetzt könnte mancher Zuneigung und Nähe gebrauchen. Dabei muss uns auch der weitere Zusammenhalt der Gesellschaft ein hohes Anliegen sein.


Wir halten uns an Regeln und setzen gezielt Hygienestandards um und hinterfragen auch Sinn und Angemessenheit politisch getroffener Entscheidungen in diesen Pandemiezeiten. Aber vergessen wir nicht, dass auch Politiker das Dilemma einer Abrechnung jetzt oder am jüngsten Tag genauso trifft. Wahrscheinlich hat auch dies der Gesundheitsminister gemeint, als er unlängst sagte: „wir werden in ein paar Monaten einander viel verzeihen müssen.“


Bleiben wir also rücksichtsvoll und zugleich achtsam im Hinblick auf unser derzeitiges Handeln. Wir alle werden beurteilt und empfangen irgendwann unseren Lohn – leben und handeln wir solidarisch und verantwortungsbewusst – vor uns selbst, aber auch vor Gott.


In diesem Sinne bleiben Sie auch weiterhin gesund
Ihr
Günter Hentschel

 

 

 

Günter Hentschel

Mitglied des Vorstands der Dt. Ev. Bahnhofsmission

und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bahnhofsmission Osnabrück