Fest der Erscheinung des Herrn
„ … denn die Finsternis geht vorüber und schon leuchtet das wahre Licht“. (1. Joh. 2, 8b)
Ergänzend: „Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“ (Mt 2,10)
Der 6. Januar wird in orthodoxen Kirchen als Weihnachtsfest begangen und bei uns als Dreikönigstag. Wir sprechen auch vom Fest der Erscheinung des Herrn, „Epiphanie“.
Was wird über den Anlass berichtet?
Die ersten, die den in Bethlehem geborenen Jesus aufsuchten, waren einfache Leute, Hirten auf dem Felde, wie es heißt. Und dann kamen aus dem „Morgenland“ weise Männer, die nach der biblischen Überlieferung einem Stern gefolgt waren. Sie brachten kostbare Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Danach zogen sie wieder in ihre Herkunftsländer zurück.
Wie kann man das Geschehene interpretieren?
Es gibt zwischen den Hirten und den Sterndeutern eine entscheidende Differenz. Die einen waren mit Sicherheit jüdischen Glaubens und mochten in der Geburt des „Messiah“ die Erfüllung der biblischen Weissagung der Ankunft des Erlösers gesehen haben. Die weisen Sterndeuter dagegen dürften anderen Glaubens gewesen sein. Sie blieben nicht im Umfeld des Geschehens, sondern zogen mit ihrer Botschaft zurück in ihre Heimat, also über Grenzen hinweg in die Welt hinaus. Auch sie bekannten, „das wahre Licht“ gesehen zu haben.
Was hat das mit uns zu tun?
Wir können das Auftreten der drei Weisen, die mit der frohen Botschaft der Erscheinung des Messias in ihre Länder zurückkehrten, auch als erstes entgrenzendes Ereignis begreifen. Die Weisen gehörten nicht dem jüdischen Volk an, sie stehen für die Vielfalt der Menschen dieser Welt. Die Berichte beschränken sich also nicht auf eine Ethnie oder Religion, sind nicht exklusiv, sondern inklusiv und universal zu verstehen.
Auch die Bahnhofsmission nimmt sich der Menschen in „inklusiver Form“ an. Unsere Hilfe gilt allen, die zu uns kommen, ob arm oder reich, ob weiß oder farbig, egal welchen Bekenntnisses und welchen Geschlechts. Die Menschen kommen zu uns, indem sie einem Stern folgen, nämlich dem Logo und den Hinweisschildern an den Bahnhöfen. Wir sind nicht so überheblich zu meinen, ihnen allen das göttliche Heil zu bringen. Aber wir nehmen sie auf ihrer Lebensreise mit ihren Sorgen und Beschwernissen ernst, wir beleuchten ihren Weg, das ist es, was uns treibt, unsere Mission. Wir sorgen uns um Menschen unterwegs. Die Schienen vor der Türe erinnern uns jeden Augenblick daran, dass der Bahnhof nur ein Durchgang ist auf dem Weg zu einem nahen oder fernen Ziel.
Auf was könnte man abschließend noch aufmerksam machen?
Die drei Sterndeuter Caspar, Melchior und Baltasar, deren Figuren den Krippendarstellungen am Dreikönigstag beigefügt werden, gaben Anlass zur Entwicklung verschiedener christlicher Traditionen. Die jüngste dürfte sein, dass in katholischen Gegenden Kinder und Jugendliche als Könige verkleidet von Tür zu Tür gehen und um Spenden für einen sozialen Zweck, zur Linderung von Not und Armut der Kinder in anderen Teilen der Welt bitten: die Sternsinger.
An die Türen schreiben sie im jetzt angebrochenen neuen Jahr: 20C+M+B+21. Die Buchstaben C, M und B stellen nicht die Abkürzungen der Name der Weisen dar, sondern es handelt sich um den Segenswunsch „Christus mansionem benedicat“: Christus schütze dieses Haus.
Wenn wir heute landläufig von den „heiligen drei Königen“ sprechen, so kann dies auch auf die messianischen Aussagen des Alten Testaments zurückgeführt werden. Mit Bezug auf den im Kölner Dom verehrten Schrein mit den, so die Überlieferung, Gebeinen der „Heiligen Drei Könige“ heißt es in dem erst vor wenigen Jahren getexteten und vertonten Kirchenlied (Gotteslob 259) in der zweiten Strophe:
„Gottes Stern, zeige uns stets den Weg zum Leben.
So machten sich die Weisen auf und folgten deinem Himmelslauf.
Gottes Sohn, ein Menschenkind: Eine neue Zeit beginnt.
Wir haben seinen Stern gesehen und beten voll Freude.“
Im Internet können Sie es finden und anhören, unter anderem in der vollständigen Version unter:
https://www.youtube.com/watch?v=tAKWBIRL3Bc
Ein gutes und gesundes Jahr 2021 wünscht Ihnen
Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles
Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles
Stellv. Vorsitzender Bahnhofsmission Deutschland e.V.