JAHRESBEGINN 2021

Gedanken zur Jahreslosung 2021

„Seid barmherzig, wie auch Euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 5,36) 

 

Wir beginnen ein neues Jahr, 2021 unter sehr besonderen, für uns einmaligen Bedingungen. Noch immer beeinflusst eine Pandemie unser Leben und Zusammenleben, unser Tun, Denken und Handeln.


Und wir hoffen, dass es im kommenden Jahr wieder besser wird, dass wir uns wieder treffen und sehen können wie wir es vor der Pandemie ganz selbstverständlich getan haben. Wie oft habe ich in den letzten Wochen des alten Jahres die Erwartung gehört, dass es nach dem schwierigen Jahr 2020 nun endlich wieder besser werden soll…


Wird es wirklich so kommen? Müssen wir uns nicht zunächst darauf einstellen, dass es erst einmal so weitergeht wie es im alten Jahr aufgehört hat?


Wie immer es sein wird und was mir und uns im neuen Jahr begegnet - interessant, inspirierend und wegweisend ist da aus meiner Sicht der Impuls, den uns die Jahreslosung auf unseren Weg in das Jahr 2021 mitgibt.


Seid barmherzig, wie auch Euer Vater im Himmel barmherzig ist.


Hier wird etwas von mir, von uns erwartet, was eine Antwort ist auf das Verhalten eines anderen:


Basis, Grundlage und Ausgangspunkt ist Gottes Barmherzigkeit, seine Zuwendung zur Welt, ohne jede Vorbedingung, trotz allem, was uns von ihm trennen mag.

 

Und was damit gemeint ist, davon spricht die Bibel in ganz besonderer Weise:


Damit ist das gemeint, was Gott, wie er in der Bibel beschrieben wird, in einmaliger Weise ausmacht. In der hebräischen Bibel, dem Alten Testament gibt es dafür zwei Worte: „Chesed“ und „Rachamim“. Es gibt einen Vers, in dem beide Worte vorkommen, Jesaja 54,10, wo Gott schwört, und zwar mit seinem Namen ‚Erbarmer‘ (Chesed), dass selbst, wenn die ganze Welt zusammen bricht, seine erbarmende Liebe (Rachamim) nicht von den Menschen weichen soll. Nicht Größe und Herrschaft, sondern tragende und Leben schaffende (Rachamin heißt wörtlich übersetzt „Gebärmutter“) Liebe kennzeichnen diesen Gott in seiner Zuwendung zu uns Menschen.


Von dieser Zuwendung, vom Vertrauen auf diesen Gott her fordert Jesus uns auf, etwas von dieser großzügigen, bedingungslosen und zugewandten Haltung auch in unserem eigenen Verhalten deutlich zu machen und spürbar werden zu lassen in meiner Haltung und meinem Handeln anderen gegenüber. Er mutet uns zu, auf diese Zuwendung und Großzügigkeit Gottes zu vertrauen und uns an ihr zu orientieren, auch in Zeiten wie diesen und trotz aller schlechten Erfahrungen.


Vielleicht ist deshalb ein solches Wort gerade ein guter Kompass und eine gute Wegbegleitung in diesen unsicheren Zeiten. Immerhin, vom Vertrauen auf diesen Gott leben wir, als Kirche und in der Kirche, all unseren Fehlern und Schwächen zu Trotz.


Gut, wenn wir uns immer wieder orientieren und stärken lassen von diesem Jesuswort auch im kommenden Jahr. Gut und ein Segen für diese Welt, wenn wir davon etwas zum Ausdruck und weitergeben, in unserer Arbeit in der Bahnhofmission, in meinem Alltag, in unserer Gesellschaft.

 

„Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug.“ (aus Hilde Domin: „Nur eine Rose als Stütze“)


Hans Höroldt, Leverkusen  

 

 

 

Hans Höroldt

Leiter des Diakonischen Werks Leverkusen & Diakoniepfarrer