24. JANUAR 2021

Gedanken zum 24. Januar 2021

"Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes..“ (Lukas 13, 29)

 

Meistens stehe ich rum. Nicht allein – mit anderen. Wie das so ist. Bin selten allein, obwohl in letzter Zeit ist eigentlich wenig los, dass fällt mir auf. Doch, nicht mehr vier Menschen, nein meistens zwei oder eine allein, wenn überhaupt. Ich bin hilfreich für die Menschen. Sie stellen ihre Tassen und Teller auf mir ab. Sie sitzen an mir. In der Mitte stehen Blumen und manchmal eine Kerze. Andere legen auch ihren Kopf auf mich drauf und schlafen. Dann höre ich Schnarchen. Tut Ihnen wohl gut sich auszuruhen. Irgendwann hört das auf und dann wird sauber gemacht und irgendjemand putzt mich.


Ich bin ein Tisch in einer Bahnhofsmission. Ich bekomme viel mit, höre viel, manchmal haut auch schon mal einer auf den Tisch, das finde ich dann nicht so gut. Denn was kann ich denn dafür, dass dieser Mensch genervt ist, enttäuscht ist, hoffnungslos ist, krank ist und es ihm oder ihr nicht gut geht.


Ich höre auch viel in unterschiedlichen Sprachen, ich höre genau raus was los ist. Manche sind freundlich miteinander, andere sind aggressiv oder unfreundlich, manche reden schräg aneinander vorbei, manche sprechen gar nicht, manchmal höre ich sogar verliebtes Plaudern. Finde ich gut, dass soviel Unterschiedliches möglich ist in dieser Bahnhofmission. Es sind sehr viele, sehr unterschiedliche Menschen, Sprachen, Stimmen, Stimmungen und Schwingungen hier zu spüren. Ich glaube, das ist schon ein sehr besonderer Ort. Manchmal etwas anstrengend, klar!


Letzte Woche war eine Besprechung, da saßen alle zusammen, die hier arbeiten. Sie sprachen über die Arbeit, über die Menschen, über Corona und alles was Ihnen wichtig ist. Am Anfang hat jemand was vom Tisch im Reich Gottes erzählt. Da würden Menschen zusammensitzen. Das haben viele erstmal nicht verstanden, sie sprachen vom Jenseits als Reich Gottes oder ob man daran nicht schon hier arbeiten müsse. Das dann irgendwann käme, wenn da einer wiederkommt. Weiß nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das genau hier stattfindet. In diesem Raum, an diesem Tisch. Dann ist so etwas Besonderes zu spüren. Menschen, die sich vorurteilsfrei und freundlich begegnen, die sich einander zuwenden, die miteinander reden, die sich begegnen bei aller Unterschiedlichkeit. Einer sprach von Resonanz. Da bin ich gerne dabei.


Ich glaube diese Menschen in den blauen Westen hier, die haben da was mit zu tun! Kommt mir so vor. Ich bin jedenfalls froh, dass ich hier gelandet bin, hätte ja auch ganz woanders sein können.

 

Axel Rolfsmeier

 

Axel Rolfsmeier
Referent für Sozialpolitk, Gemeinwesen- und Quartiersarbeit

Institut für Kirche und Gesellschaft, Schwerte