02. FEBRUAR 2021

Gedanken zum 02. Februar 2021, Maria Lichtmeß

"Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan.“ (Galater 4,4)

 

Von der alten Kunst und Freude Briefe zu schreiben und zu lesen

 

Vor kurzem war ein Freund zu Besuch. Er hat mir und anderen viel Neues und Interessantes erzählt. Nun kommt Post von ihm. Einen längeren Brief nehme ich aus dem Briefkasten. Die Vorfreude steigt.

 

So war es vor 2000 Jahren mit einem Brief von Paulus an seine neuen Freunde in Galatien vielleicht auch, uns als „Brief an die Galater“ bekannt. Das Schreiben stellte sich bei genauerem Lesen als „schwere Kost“ heraus. In mancherlei Wendungen erläuterte er den frischen Christen nochmal einiges. Den Brief haben sie mindestens zwei Mal gelesen, bis sie alles verstanden hatten. Auch machte er ihnen dabei Vorwürfe. Paulus waren neue Irrwege bekannt geworden, die wir heute nur erahnen können.

 

Was will Paulus den Galatern genau sagen?
Er spricht in unserem Textteil von der „erfüllten Zeit“ und einem Leben „unter dem Gesetz“. Damit macht er deutlich: Mit Jesus Christus ist der entscheidende Zeitpunkt in der gesamten Geschichte der Menschheit gekommen. Wichtiger Zwischenhalt der Geschichte für Paulus ist dabei Abraham mit seinem Glauben an Gott. Jesus Kommen und Handeln ist der Wendepunkt der Geschichte. Keine andere Person oder kein anderes Ereignis kann das je mit gleicher Bedeutung und Rang schaffen. Ein Leben „unter dem Gesetz“ war die Lebenshilfe für Menschen bis zur entscheidenden Wendung durch Jesus. Es half Übertretungen im alltäglichen Leben zu verhindern und Wegbegrenzungen klar festzulegen. So sollte das Leben „unter dem Gesetz“ hilfreich sein – nicht immer wurde es so verstanden und angewendet.

 

Ist für uns Jesus die entscheidende Orientierung? Für uns persönlich privat? Für uns als Engagierte in den Bahnhofsmissionen? Für uns als Verantwortliche, ob nun als Leitung vor Ort oder als Trägervertreter? Können wir bei unserem Handeln behaupten allein Jesus wäre unsere Richtschnur? Oder sind es die „Elementarmächte der Welt“ (Gal 4,3)? Die Mächte von Organisationszwängen, Geld und Zeitbegrenzungen?

 

Um einen neuen Freiraum, eine neue Freiheit, ging es Paulus eigentlich. Frei zu sein von alten Mächten, zu der nur Jesus helfen kann und wollte.

 

Kann Jesus für uns heute das „Licht für die Welt“ sein? Auf dem Weg in Richtung auf die neue Freiheit? Woran zeigt sich tagtäglich, dass Jesus unsere Richtschnur dafür ist? Wenn wir uns an das letzte Gespräch mit einem Gast oder einer Kollegin erinnern, worin scheint Jesus durch uns auf? Was würden wir Paulus zurückschreiben, wie wir diese neue Freiheit durch Jesus nutzen?

 

Peter Nagel

 

Peter Nagel

Theologe, Sozialarbeiter,

Referent für Bahnhofsmissionen

für die Caritas in Niedersachsen/Bremen

(2007 - 2020)