07. FEBRUAR 2021

Gedanken zum 07. Februar 2021

"Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebräer 3, 15)

 

Zuhören – sich wundern und verwundern!

 

Ich kenne Menschen, die verstockt und starrköpfig sind. Ich sehe ihnen ihre Stocksteifigkeit schon von weitem an. Schade, denke ich oft im Vorübergehen.
Aber da, wo ich stehen bleibe, mich auf ein Gespräch einlasse, löst sich diese Verschlossenheit. Zuerst lockern sich die Gesichtszüge. Aus einzelnen Worten werden Sätze. Ein Satz ergibt den anderen. Man lernt sich kennen...
Bei diesem Miteinander erkenne ich auch, warum mein Gegenüber so verstockt schien: Körperliche Einschränkungen, traurige Ereignisse, schlechte Erfahrungen...
Aber ein Herz? Kann ein Herz verstocken? Wenn ein Herz stocksteif ist, dann ist es nicht mehr in Bewegung. Dann schlägt es nicht mehr. Dann ist es tot. Herzstillstand.
Ich kann aber auch aktiv mein Herz verstocken. Ich verschließe mich. Ich mache dicht. Ich lasse nichts und niemanden an mich heran. Herzlichkeit meinem Gegenüber entfällt.

 

Gottes Stimme hören – was soll das denn? Heutzutage geht das nicht mehr. Zu viele Stimmen strömen auf mich ein und sagen mir, was das Richtige und Beste für mich ist. Welche von diesen Stimmen soll denn Gottes Stimme sein? – Eine typische Sicht eines stocksteifen Herzens.
Gottes Stimme hören – wer das kann und genau hinhört, verändert die Welt, tauscht Inhalt gegen Sinnloses, Herzlichkeit gegen Liebloses und Bewusstes gegen Maßloses.
Gottes Stimme hören – wer das tut, wird sich wundern und andere verwundern.
So, wie der kleine Junge, der Gott treffen wollte. Er packte etwas zu essen und zu trinken ein und machte sich auf den Weg. In einem Park setzte er sich neben eine alte Frau. Als er aus seinem Rucksack Essen und Trinken herausholte, sah er den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er teilte mit ihr. Dankbar lächelte sie ihn an – ein wundervolles Lächeln!
„Was hast Du denn heute Schönes gemacht? Du siehst so fröhlich aus!“ fragte die Mutter am Abend. Der Junge antwortete: „Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen – und sie hat ein wundervolles Lächeln!“
Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn sie sofort nach ihrer Fröhlichkeit fragte. „Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen – und er ist viel jünger, als ich dachte!“
Gottes Stimme hören – Engagierte in der Bahnhofsmission hören sie täglich – mal ganz laut und mal sehr leise – bei den Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen am Bahnhof – und begegnen dabei Gott.

 

Andreas Overdick, Leitung der Bahnhofsmission Göttingen

 

 

Andreas Overdick

Leiter Bahnhofsmission Göttingen