"Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber verstanden nichts davon und der Sinn der Rede war ihnen verborgen und sie begriffen nicht, was damit gesagt war.“ (Lukas 18, 31)
Jesus Einzug nach Jerusalem steht bevor. Er wird wie ein Star bejubelt. Er weiß, was ihm bevorsteht. Die Jünger begreifen es nicht. Die Römischen Kaiser hatten auf ihren Triumphzügen einen Sklaven hinter sich. Er hielt den Siegerkranz und sprach beständig zu dem Jubel der Massen „Memento Mori“ (Bedenke, dass du stirbst) in sein Ohr. Der Triumphator sollte wissen: wie der Erfolg gehört der Tod zu deinem Leben.
Unsere Besucher der Bahnhofmission kennen wenig Triumph. Ihre Rituale brechen weg; das macht Angst. Es ist Angst vor Leid und Tod, die wir alle haben. Wir wollen nicht begreifen, aber alle müssen durch. Wer schrickt nicht vor den Todeszahlen der Pandemie zurück? Manche setzen haltlose Geschichten gegen die Schrecken der Realität. Angst vor der Beatmungsmaske findet in der Wut auf das Tragen von Schutzmasken ihren paradoxen Ausdruck. „Sie verstanden nichts davon und der Sinn der Rede war ihnen verborgen und sie begriffen nicht, was damit gesagt war.“ Das steht bei Lukas über die Jünger. Die freuen sich, bald erfolgreich hinauf in die Hauptstadt einzuziehen. Da kommt Jesus mit den Prophezeiungen, die über „den Menschensohn“ geschrieben stehen: „Es wird alles vollendet werden“ Wie er erniedrigt, gequält und getötet wird und am dritten Tag wird er auferstehen. Wie sollen sie sich das vorstellen? Ihr Held steigt auf, stürzt dann ins Elend, in den Tod. Das ist keine Wahrheit, die akzeptabel erscheint. Der Meister, der wunderbare Gedanken und eine große Transformation in die Welt bringt, soll ein Opfer sein, ein Verlierer?
Das steht so geschrieben. Er zeigt allen, die Angst haben: Ich gehe den Weg hinauf und hinab, durch das Schwere und Schlimme, was man nicht aushalten kann. Die Liebe ist da, egal wie schrecklich es ist. Wir können versuchen Menschen, die leiden, nicht allein zu lassen. Wenn wir Menschen im Leid wahrnehmen und beistehen, dann ersteht die Liebe auf und Jesus ist da und kann die Opfer neben sich setzen. Dann können wir durch Schrecken und Tod gehen und den Sinn begreifen.
Barbara Kempnich
Bahnhofsmission Düsseldorf
Barbara Kempnich
Bahnhofsmission Düsseldorf