21. MÄRZ 2021

Gedanken zum 21. März 2021

Gedanken zum Sonntag, Judika 21.03.2021

 

Der Evangelist Matthäus erzählt die Geschichte von einer Mutter, die bei Jesus Vorteile für ihre beiden Söhne, die zu den Jüngern Jesu gehören, herausschlagen wollte. Welche gute Mutter wollte das nicht, das Beste für ihre Kinder zu erreichen? Die Mutter erntet damit jedoch den Unwillen der anderen Jünger Jesu.

Jesus nimmt dies zum Anlass, ein paar grundsätzliche Gedanken vorzutragen. Bei ihm geht es um die Umwertung der Werte. Egal, in welcher Position: Menschen sind immer wieder darauf aus, Vorteile für sich zu erreichen. Und wenn andere zurückbleiben, so wird das eben oftmals als ihr Problem angesehen. Unsere Gesellschaft lebt vom Wettbewerb, und wenn sich der Beste nicht durchsetzen kann, dann häufig doch diejenigen, die am meisten Chuzpe haben.


Jesus stellt das auf den Kopf: „wer der Größte sein will, der soll Euer Diener sein“, sagt er, und fügt sein eigenes Beispiel an: „Der Menschensohn nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele“ (Matthäus 20,28). Jesus, der wahre Mensch, er ist, wie wir als Menschen sein sollen. Nicht in den Vordergrund spielen, sondern den Menschen dienen, zusehen, was für andere Menschen dienlich ist, so soll es sein.

 

Als Mitarbeitende in der Bahnhofsmission gehört das zu unserem Grundverständnis, wir wollen für andere Menschen, wie und wer auch immer sie sind, da sein. Und doch sind wir in unserem natürlichen Menschsein immer wieder gefangen. Manchmal schaffen wir das nicht, was wir wollen, manchmal ist uns das auch zu viel. Und dann haben wir ja auch unsere Prägungen und Erfahrungen, die uns auch manchmal Skepsis, Zurückhaltung oder gar Abwehr vornehmen lassen. Es kommt vor, dass wir uns in unserem Verhalten an anderen schuldig machen. Und als Leitung nicht auch zu herrschen und ohne Diskussion zu sagen, wo es lang geht, ist auch nicht immer ganz einfach. Jedoch kann man damit auch leicht Menschen überfahren.

 

Jesus ist nicht nur derjenige, der für die Umwertung der natürlichen Werte steht und uns daran erinnert, dass darin das Geheimnis des richtigen Lebens steckt, sondern er ist auch derjenige, der sein Leben als Lösegeld gibt. Das heißt: er hat sich stellvertretend für die Wiedergutmachung unserer Fehler zur Verfügung gestellt. Wir dürfen sie auf ihm abladen. Dafür ist er gestorben. Und dann dürfen wir wieder neu anfangen. Wir können dazu stehen, was wir falsch gemacht haben. Wir können uns entschuldigen, weil wir entschuldet sind. Und wir können uns neu aufmachen, so zu leben, dass es den Menschen, für die wir da sind, dienlich ist. Immer wieder neu.  Was für eine Chance!

Klaus-Dieter Kottnik

Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe 

Bundesvorsitzender der Bahnhofsmission

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@bahnhofsmission.de