09. MAI 2021

Gedanken zum 09. Mai 2021

„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch Seine Güte von mir wendet“(Psalm 66,20)

 

Gleich am Anfang dieser Woche begegnen wir einem glaubenden Menschen mit schweren Lebenserfahrungen, die alle positiv ausgegangen sind. Der Beter ist in Feuer und Wasser gekommen, in glühende Hitze und Gefangenschaft, unter Feinde, die auf seinem Kopf herumgetrampelt haben. Und doch sagt er als Summe seiner Lebens- und Gotteserfahrungen:

 

„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch Seine Güte von mir wendet“(Psalm 66,20).  Er geht auch über seinen Lebenskreis hinaus und macht Reklame unter den Völkern  für den lebendigen Gott: „Kommet her und seht die Werke Gottes, der so wunderbar ist in Seinem Tun an den Menschenkindern“ (Psalm 66,5)

 

Wenn so jemand von Gottvertrauen spricht, dann fordert uns das heraus, ebenfalls unser Vertrauen auf Gott zu setzen.

 

Als ich wieder einmal anfing, über meine 6 jährige Darmkrebserkrankung und über einen kürzlich erlittenen Schlaganfall zu sprechen, sagte ein Farmer aus England zu mir: „Count the blessings“: „Zähle aber auch die Wohltaten!“ Und in der Tat: Da war ein katholischer Anästhesie-Professor, der vor der OP betete,  ein Nachbar, der mich nach einem Sturz  vom Fußboden aufrichtete, und da ist meine Frau, die die Rund-um-die- Uhr- Pflege mit unzähligen Hilfeleistungen auf sich nahm…

 

„Count the blessings.“ . Oft brauchen wir zur Einschätzung unserer Lage die Sehhilfe eines anderen, der unseren Blick weg vom Leiden auf die Wohltaten Gottes lenkt. Sonst könnten wir bei der Güte Gottes nicht einmal bis Drei zählen. Um seine persönlichen Leiden zu beschreiben, greift der Beter auf die Geschichte seines Volkes Israel zurück.

 

 Wie sein Volk ist auch er durch Feuer und Wasser gegangen, hat Lasten auf seinem Rücken geschleppt und obendrein die Tritte seiner Antreiber an seinem Kopf gespürt: „Du hast Menschen über unser Haupt gehen lassen“. Er ist in fenster- und türlose Türme geworfen worden, um ihn vergessen zu können.

 

Zeiten ändern sich – aber die Leiden bleiben oft dieselben. So erzählte mir ein Asylant aus dem Iran von seiner Flucht: Nach ca. 3000 km Fußweg musste er einen Fluss durchschwimmen, mit seinem Wertsachen in einer Plastiktüte auf dem Kopf, um dann doch am anderen Ufer abgefangen und von Slowenien nach Kroatien zurückgeschickt zu werden – auf zum nächsten Versuch.   

 

So werden wir eingeladen, auch in Schwierigkeiten Gott zu loben, der noch nie Seine Güte von uns abgewendet hat und uns  auch dieses Mal Gutes tut, auch über den Tod hinaus.

 

Landeskirchenrat Klaus Teschner,

Ehrenvorsitzender des Evangelischen Verbandes der Bahnhofsmission                                                                              

Klaus Teschner

Landeskirchenrat

Ehrenvorsitzender des Evangelischen

Verbandes der Bahnhofsmission