13. MAI 2021

Gedanken zu Exaudi, 16. Mai 2021

"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen."

(Joh. 12, 32)      

 

„Exaudi“ heißt dieser Sonntag nach Himmelfahrt: Erhöre! Höre meine Stimme! Herr erhöre mich! Jetzt haben wir gerade Himmelfahrt gefeiert, die Jünger haben ihren auferstandenen Jesus endgültig loslassen müssen. Er ist von der Erde in den Himmel gegangen - ein schmerzlicher Verlust. Er war mitten unter ihnen, hatte mit ihnen gesprochen, ihnen zugehört und geantwortet. Jetzt fehlt er; es entsteht eine greifbare Spannung, ein Schwebezustand. Niemand weiß, wie und ob es weitergeht. Die Kraft und das Erkennen des Heiligen Geistes von Pfingsten sind noch nicht da. Es ist ein bisschen wie in der Pandemie: Keiner weiß was kommt. So vieles geht jetzt nicht mehr. Uns fehlt manchmal die Kraft der Transformation, die jetzt so nötig ist.    

 

Jesus ist Gott geworden und antwortet nicht mehr als Mensch, der hier auf der Erde lebt. Sie rufen ihn, aber wissen nicht, ob er sie überhaupt hört. So geht es vielen unserer verzweifelten Gäste. Ihre Seele schreit nach einem Gegenüber und niemand hört sie. Sie fühlen sich nicht erhört, nicht gesehen, nicht beachtet. Wir können ihnen Kaffee geben oder Masken, Desinfektionsmittel, aber sie lechzen danach gehört und geachtet zu werden. So geht es auch uns manchmal, wenn wir ehrlich sind.

 

Jesus hat gesagt: „wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Alle! - auch die, die ihren Glauben und ihren Verstand verlieren. Wir können versuchen, uns zu ihm ziehen zu lassen. Das wär‘ vielleicht ein Anfang. Er sagte etwas später (Joh 12, 35 f): „Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht wo er hingeht. Glaubet an das Licht, dieweil ihr es habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder seid.“ An das Licht glauben, dann haben wir es und können es wahrnehmen und weitergeben.

 

„There‘s a crack in everything, that’s how the light gets in“, hat Leonhard Cohen geschrieben. Bei der Arbeit in der Bahnhofsmission kann man das sehen.

                                                           

Barbara Kempnich

Barbara Kempnich

Bahnhofsmission Düsseldorf