23. MAI 2021

Gedanken zu Pfingsten, 23. Mai 2021

"Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen" (Sacharja 4,6)  

 

Sind Sie auch des Durchhaltens müde und sehnen Sie sich danach, endlich Ihr Herz ausgehen zu lassen und Freude zu suchen in einer schönen Sommerszeit, wie es das alte Volkslied so schön besingt?

 

Ein langer Winter liegt hinter uns, einer, an den wir uns vermutlich noch lange erinnern werden, bestimmt von der Vorsicht und vom Zweifel,  vom Ringen um Zuversicht und vom Ausharren, und leider manchmal auch von der Sorge um unsere erkrankten Lieben. Ein Winter, der hartnäckig war und der hier in Brandenburg dem Frühling bis heute nur sehr zögernd Platz macht.

 

In diesem Jahr sind es nicht nur die Natur und die Wärme, die wir herbeisehnen. Erschöpft sind wir auch vom Getrenntsein und der Isolation, in die uns die Pandemie gezwungen hat  und die uns trotz aller technischen Hilfsmittel gehindert hat,  die Gemeinschaft miteinander zu leben, die wir uns wünschen.

 

Der Schriftsteller Peter Handke stellt sich auch die den heiligen Geist empfangende biblische Pfingstgesellschaft als eine müde vor. Nach den dramatischen biblischen Geschehnissen der vorangegangenen Wochen  liegt das nahe und 50 Tage sind eine kurze Zeit für die Nachfolge-Gemeinschaft Jesu, um Verlust, Trauer und Verwirrung  zu verarbeiten und neue Zuversicht zu schöpfen.

 

In dieser pfingstlichen Müdigkeit liegt, so deutet Jens Burgschweiger in einer Predigt den Text Handkes, aber kein lethargisches Dahindämmern, sondern eine Müdigkeit des  Zugänglichwerdens, des Berührtwerdens, die öffnet und durchlässig macht für „das Epos aller Wesen“; eine Müdigkeit, die uns bereit macht für den Heiligen Geist, der sich mit Brausen ankündigt; ein Geist, der uns alle als Christen verbindet und der viel stärker ist als Kraft und Heere.

 

Pfingsten bedeutet in dieser Hinsicht Abschluss und Aufbruch gleichermaßen. Wichtig ist, dieser Gedanke überzeugt,  der Moment der “müden  Inspiration“, dazwischen.  

 

Auch wir in den Bahnhofsmissionen bereiten uns mit dem herbeigesehnten Ende der Pandemie auf einen Übergang vor.  Werden wir uns die Zeit nehmen für Rückblick und Reflexion und uns einen Moment der Ruhe, Kontemplation und Inspiration  gönnen, bevor wir an die neuen Aufgaben gehen?

 

Ich wünsche es uns, denn wir können darauf vertrauen, dass Gottes Geist versöhnt und unsere  Gemeinschaft stützt, uns belebt und erneuert. So kann Kreativität frei gesetzt und ein Neuanfang möglich werden.

 

Frohe Pfingsten und bleiben Sie behütet!

Christian Bakemeier

Evangelische Geschäftsführung

Bahnhofsmission Deutschland e.V.