30. MAI 2021

Gedanken zu Trinitatis 2021

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2.Korinther 13,13)

 

Ein Freund hat mir ein bewegendes Buch über den Antisemitismusbeauftragten der Baden-Württembergischen Landesregierung geschenkt. Ich habe das spannende Buch in einem Zug durchgelesen. Michael Blume ist bekennender Christ, seine Frau Zehra ist gläubige Moslemin. Beide sind zutiefst davon überzeugt, dass sie gemeinsam an denselben Gott glauben, jedoch unterschiedliche Zugänge zu Gott haben aufgrund ihrer verschiedenen religiösen Traditionen. Das Buch ist von der ersten Zeile an ein Zeugnis großer Menschenliebe.

 

Ein Alleinstellungsmerkmal des christlichen Glaubens ist die Trinitätslehre, die am Sonntag Trinitatis im Mittelpunkt des Bedenkens steht. „Wir glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist“. So heißt es in unserem Glaubensbekenntnis. Jesus hat auch im Koran eine herausragende Stellung. Er gilt als großes Vorbild, der viel über Gott gezeigt hat. Aber Allah allein wird allumfassend gedacht.

 

Das Wort Trinitatis kann auch mit „Dreifaltigkeit“ übersetzt werden. Wir glauben, dass sich der eine Gott auf drei verschiedene Weisen entfaltet, aber doch immer der eine Gott ist. Das macht der Wochenspruch für diese Woche deutlich. An Jesus Christus wird Gottes Gnade erkennbar.  Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was uns von Gottes Liebe trennen kann, Gott ist umfassend barmherzig. Jesu Leben, sein Sterben und seine Aufnahme bei Gott führen dies vor Augen. Was ihm gilt, gilt auch uns. Gott zeigt seine Liebe, weil er die alles umgreifende Liebe ist. Das übersteigt unser Verstehen. Deshalb macht sich Gott in unserem Leben erfahrbar. Er kommt uns nahe, er ergreift unser Herz, er berührt unsere Seele. Gott ist nicht fern, sondern er liebt die Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft nennen wir die des Heiligen Geistes.

 

Es geht also bei all dem um eines: dadurch, dass uns Gott nahekommt, bekommen wir eine Zuversicht, die nicht nur aus der Welt unserer menschlichen Erfahrung stammt. Wir können auch da noch hoffen, wo keine Hoffnung mehr zu bestehen scheint. Gerade diese Zuversicht ist es, die uns fähig macht, anderen Menschen mit Liebe, also mit Offenheit und Anerkennung, mit Zuwendung und offenen Herzen zu begegnen.

In dem Buch über Michael Blume ist mir deutlich geworden, dass seine Frau ebenso liebevoll und genauso menschlich engagiert ist wie er. Wir können uns also auch über die verschiedenen Glaubenstraditionen hinweg treffen: in der Liebe zu Gott und in der Liebe zu den Menschen.

 

In unseren Bahnhofsmissionen begegnen wir den unterschiedlichsten Menschen mit sehr verschiedenen Hintergründen und Traditionen. Jedoch mag das unser Handeln beflügeln, dass all diese Menschen von unserem großen Gott geliebt werden, und dass er uns nahekommt, damit wir diese Liebe weitergeben. So entfaltet sich Gott in unserem Leben.

 

Pfarrer Klaus-Dieter Kottnik

Klaus-Dieter Kottnik

Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe 

Bundesvorsitzender der Bahnhofsmission

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@bahnhofsmission.de