06. JUNI 2021

Gedanken zum 1. Sonntag nach Trinitatis

Christus spricht: Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich.

(Lukas 10,16)

 

Vor über 2000 Jahren beruft und sendet Jesus seine Apostel und Jünger aus. Sie wurden zu seinen Boten. Die Boten reden in seinem Auftrag. Das ist so, als wenn er selbst es sagen würde. „Wer euch hört, der hört mich“. Sie verkünden die frohe Botschaft vom Reich Gottes. Sie werden viele großartige Dinge erleben. Er sagt ihnen aber auch, dass nicht alle Leute die frohe Botschaft hören wollen. Die Boten werden dieselbe Ablehnung spüren, wie Jesus sie selbst erlebt hat.

 

Hier nun eine persönliche Begebenheit:

2019 war ich für längere Zeit in stationärer Behandlung. Bei der Aufnahme gab ich meine Konfession an. So bekam ich eines Tages Besuch von einem Seelsorger, der Besuch fand im Zimmer statt. Im Zimmer lagen noch zwei weitere Patientinnen. Zum Schluss betete er noch für mich und ganz allgemein für die anderen Patienten mit. Es war sehr still im Raum. Er versprach mich nochmals zu besuchen. Diese beiden Frauen, die mit mir im Zimmer waren, konnten gar nicht fassen, es betet jemand für mich. Sie waren beide den Tränen sehr nahe.

 

Als er das nächste Mal kam, befanden sich zwei neue Patientinnen mit im Zimmer. Auch zum Schluss betete er für mich und allgemein für die anderen Patienten. Diese beiden waren sehr empört, was der ganze Quatsch soll.

 

„Wer euch hört, hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich“.

 

Wir als Christen stehen alle in der Nachfolge Jesu Christi. Was für eine Verantwortung! Wir dürfen, können, müssen das Evangelium weitertragen, weitersagen, weiterleben.

 

Christsein heißt hören, hören aber heißt glauben, bewahren, gehorchen.

 

So wie unsere Gäste uns in der täglichen Arbeit erleben, wird Christus durch unser Tun in uns lebendig.

Wir haben einen Auftrag, uns um Menschen zu kümmern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Unsere Gäste kommen zu uns, weil wir sie bedingungslos annehmen. Von unseren Gästen ist es eine freie Entscheidung, ob sie zu uns kommen oder eine andere Einrichtung aufsuchen. Wir bemühen uns gute Boten zu sein, aber das gelingt nicht tagtäglich. Auch wir haben Schwächen und sind nicht fehlerfrei. Aber da können wir uns gewiss sein, das Gott uns hält, wir können uns auf Ihn verlassen.

 

Bleiben Sie alle behütet!

 

Heike Müller

Heike Müller

Leiterin der Bahnhofsmission Halle