11. JULI 2021

Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

So spricht der HERR, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich

habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1)

 

Liebe Aktive in den Bahnhofsmissionen,

 

der Prophet Jesaja richtet heute große Worte an uns: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! – Was für ein Versprechen! Wieviel Mut liegt in diesen zwei Zeilen!


Ich kann ohne Furcht durch mein Leben gehen, denn ich weiß, der Herr unser Gott hat mich erlöst!

Worte, die durch den ganzen Lebensbogen und darüber hinaus tragen können. Ein Versprechen, das in die Wiege gelegt einem jedem neuen Christenmenschen gut zu Seite steht und daher gerne als Taufspruch gewählt wird.


Aber auch zum Lebensende ist dieses Wort des Propheten hoffnungsgebend. Hoffnungsgebend für den Gehenden, den der Herr bei seinem Namen gerufen hat und nun zu sich zurücknehmen möchte; aber auch für die Angehörigen, die Trauernden ist dieser Satz Mut spendend. Wir wissen und wir dürfen uns fest darauf verlassen, dass der Herr uns Erlösung spendet.

 

Doch was bedeutet dieses Versprechen für den Verlauf des Lebens, zwischen seinem Anfang und seinem Ende?

 

Zweierlei zumindest: Die Worte geben uns Kraft, sie geben uns Gewissheit. Ganz besonders in Zeiten, in denen wir schwach sind, in denen wir suchen, in denen wir Unterstützung und Ermutigung brauchen oder uns von den großen Lebensaufgaben überfordert oder von Missständen, Krankheiten, Krieg oder Leid bedroht fühlen: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

 

Egal wie groß die Herausforderung auch ist: Ich brauche keine Furcht zu haben. Ich bin es, den der Herr bei seinem Namen kennt und dem er seine Erlösung schenkt.

 

Dies befähigt uns, dies befähigt Sie, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmissionen auch in schwierigen Zeiten Ihren Dienst zu tun.

 

Denn das ist die zweite Seite, die in den Worten Jesajas steckt: Ein Auftrag! Die Botschaft Gottes fortzutragen und unser Leben in seinem Sinne, im Geist der Nächstenliebe und der Unterstützung von Menschen in Not zu führen. Wir haben die Erlösung erfahren, der Herr ruft uns bei unserem Namen, aber er gibt uns auch den Auftrag es ihm gleich zu tun und ohne Furcht das, was in unserer Macht steht, auch anderen Menschen zu Teil werden zu lassen. Genau das ist es, was Sie in den Bahnhofsmissionen tun. Menschen in Not in den Gesprächen auf Augenhöhe, bei einer Tasse Kaffee oder einer warmen Suppe Erlösung zu geben. Einen Raum anzubieten, wo die Gäste keine Furcht haben müssen, wo sie einen Moment der Erlösung finden und als Menschen mit ihrem Namen angesprochen werden. Dies hat die Bahnhofsmission während der vergangenen Corona-Monate eindrucksvoll gelebt und tut dies schon seit mehr als 125 Jahren. Lassen Sie uns auf diesem Wege weitergehen, ohne Furcht und mit der Gewissheit der Erlösung durch den Herrn in unseren Herzen, der unseren Namen gerufen hat.

 

Ingo Grastorf

Ingo Grastorf

Zentrumsleitung

Zentrum Engagement, Demokratie

und Zivilgesellschaft Berlin