18. JULI 2021

Gedanken zum 7. Sonntag nach Trinitatis

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Epheser 2, 19)

 

Gäste, Fremdlinge, Menschen, die ohne Heimat sind, ohne Wohnung, ohne einen Platz, wo sie hingehören, Menschen, die auf ihre Weise besonders sind, das ist Alltag in einer Bahnhofsmission.

 

In den aktuellen Nachrichten geht es um Starkregen, Sturzbäche, abgerissene Häuser, schwimmendes Hab und Gut – ganz in unserer Nähe. Viele Menschen haben alles verloren. Sie sind nun ohne Obdach, ohne Wohnung, ohne vertraute Umgebung, irgendwie heimatlos.

 

„Not schweißt zusammen.“

Jetzt hören wir ihn wieder, diesen Satz. Und er stimmt.

Bei Berichten aus Gebieten, wo vor einigen Jahren Hochwasserkatastrophen waren, wie z.B. 2013 an der Mulde, berichten damals Betroffene genau das: „Da kam unerwartet Hilfe und damit das Gefühl, trotz allem nicht allein zu sein.“ Das war gut und trägt und bleibt in Erinnerung.

 

„Not schweißt zusammen.“

Als Mitarbeitende der Bahnhofsmission wissen wir, dass die Not nicht aufhört, wenn über sie nicht mehr in der Zeitung berichtet wird. Menschen brauchen Zuspruch und Zuwendung, auch wenn die Not nicht mehr öffentlich ist.

Gut, wenn sie dann einen Ort finden, wo sie hingehen und Gehör finden können – so wie wir es aus den Bahnhofsmissionen kennen.

 

„Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen.“

Ein anderer Satz, der jetzt auch zu hören ist und für den gilt: der Klimawandel hört nicht auf, wenn über die aktuelle Katastrophe nicht mehr berichtet wird.

 

Da braucht es anderes Kümmern, damit nicht „menschengemachte Naturkatastrophen“ zu Chaos und Heimatlosigkeit führen. Wenn ein Ort kein Zuhause mehr bietet, werden sich Menschen auf den Weg machen, dorthin, wo ihnen ein menschenwürdigeres Leben möglich scheint.

Manche von ihnen werden dann auch in der einen oder anderen Bahnhofsmission auftauchen.

 

„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Als Paulus den Brief an die Epheser geschrieben hat, waren die Fremdlinge Heiden und die Heiligen waren Judenchristen. Durch die Taufe wurden die Heiden zu Mitbürgern der Einheimischen und gehörten zur Hausgemeinschaft Gottes - eine himmlische Gemeinschaft, zu der alle dazu gehören – im Himmel und warum nicht auch schon auf Erden?

 

In Krisenzeiten ist etwas zu spüren von dieser Gemeinschaft, sei es die soziale, nachbarschaftliche Hilfe bei Hochwasserkatastrophen, sei es das Kümmern, wenn Fremde Zuflucht suchen.

Und wenn Menschen ein offenes Ohr und tätige Hände finden, in einer Bahnhofsmission oder anderswo. Im Großen und im Kleinen.

 

 

Barbara Ziegler

Evangelische Landesgruppe in Niedersachsen und Bremen

Kleiner Hinweis in eigener Sache: wir laden ein, „in Verbindung zu bleiben“

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Barbara Ziegler

Geschäftsführerin Deutsche Evangelische Bahnhofsmission,

Landesgruppe Niedersachsen, Hannover