22. AUGUST 2021

Gedanken zum 12. Sonntag nach Trinitatis

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jesaja 42,3)

 


Foto: Kristina

 

Auf oben abgebildeten Bild, sehen wir einen Menschen traurig, hoffnungslos, alleine in einer zur Hälfte verdunkelten Ecke sitzend. Und dann wird ein kleiner Teil des Bildes erhellt. Es fällt ein Lichtstrahl zu diesen Menschen herab. Genauso sehe ich unsere Bahnhofsmissionsarbeit. Wir sind für viele Menschen der letzte Lichtstrahl. Der Docht ist nicht ganz verloschen, er klimmt noch, die Biografie hat einen Knick. Viele Schicksalsschläge, Scheidung, Wohnungs- und Arbeitslosigkeit und Krankheit haben die Menschen resignieren lassen. Sie empfinden ihre Situation als hoffnungslos. Und dann kommen diese Menschen zu uns, haben Vertrauen zu uns und bitten um Hilfe. Dann versuchen wir Christen, die wir in der Nachfolge von Jesus Christus stehen, und auch Nichtchristen, diesen Menschen, mit all unseren Wissen und Gewissen helfend zur Seite zu stehen. Wir versuchen diesen Menschen Hilfe und Ermutigung zu geben, indem wir zuhören, den Menschen ernst nehmen auch ein Lächeln weitergeben und auch mal im Gebet auf Gottes Hilfe hoffen. Manchmal ist es nur Hunger und Durst stillen und ein anderes Mal, braucht der Mensch unser Ohr. Der Docht der Kerze wird wieder größer, aber dies gelingt nicht immer. Auch wir können nicht immer unsere ganze Kraft abrufen. Auch wir können nicht jeden Menschen helfen! Es möchte auch nicht jeder Mensch, dass ihm geholfen wird! Auch ihm begegnen wir mit Würde und Anstand und nicht mit erhobenem Zeigefinger.

 

Mal ist der Docht der Kerze klein und flackert und mal wird der Docht größer und ruhiger. Mal ist der Knick im Rohr dicker und dann auch mal wieder dünner. Unser Glaube hilft uns weiter. Obwohl dieser auch nicht immer gleich stark ist. Auch mein Rohr ist manchmal geknickt und die Kerze brennt nicht immer gleichmäßig. Aber wir haben die Wundersame Zusage, Gott ist für uns da, er verlässt uns nicht.

 

Schon damals, als Jesaja wirkte, gab es sehr schwierige Zeiten. Das Volk Israel musste in babylonische Gefangenschaft. In diese ausweglose Situation hinein richtete der Prophet Jesaja den Verzweifelten Gottes tröstliche Botschaft aus „Eure Lage mag noch so hoffnungslos aussehen. Gott wird euch nicht zerbrechen und auslöschen. Er ist barmherzig und gnädig.“ Das Volk wurde aus der Gefangenschaft befreit. Das Wort des Propheten wurde Wirklichkeit und es gilt heute noch. Dem Propheten Jesaja ging es darum, Sympathien für die Menschen zu entwickeln, die hilfebedürftig sind und viel Leid erfahren haben. Wir stehen in dessen Nachfolge und unser Tun steht unter Gottes Schutz. Wir können uns auf die Zusage verlassen: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“.

 

Meine Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Afghanistan, die um ihr Leben fürchten und auch bei denen, die ihr Heimatland verlassen müssen. Die auf der Flucht sind.

 

Bleiben Sie behütet!                              

Ihre Heike Müller

Heike Müller

Leiterin der Bahnhofsmission Halle