19. SEPTEMBER 2021

Gedanken zum 16. Sonntag nach Trinitatis

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Timotheus 1, 10)

 

Ich tue mich schwer mit diesem Spruch, ich schleiche seit 3 Wochen darum herum, versuche mich ihm zu nähern. Wenn ich ihn mir laut vorlese läuft er nicht glatt von der Lippe, nein ganz und gar nicht. Irgendwie hakt es.

 

Den ersten Satzteil Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben , ja was mit dem Leben, hat er das auch genommen? Nein er hat dem Tode die Macht genommen durch das Evangelium. Ja klar. Auferstehung, Vergebung, ewiges Leben – Konfirmandenunterricht – ich erinnere mich.

 

Aber wozu braucht es denn diesen Zwischenteil? Er hat das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Was ist denn dieses unvergängliche Wesen? Die Seele? Meine Seele? Gottesliebe zu den Menschen?

 

Ich habe mir dann mal eine andere Übersetzung genommen:

 

es ist aber jetzt sichtbar geworden, da unser °Retter, der Christos Jesus, erschienen ist. Er hat den Tod entmachtet und unvergängliches Leben ans Licht gebracht durch das °Evangelium, die Botschaft der Rettung. (aus der Bibel in gerechter Sprache)

 

Aha, es geht also im Wesentlichen um das Evangelium. Verstehe – da kann ich was mit anfangen.

 

Ich möchte Sie ermuntern sich an Texten zu reiben, nicht sofort wegzulegen sondern mal langsam rangehen, verstehen was zu verstehen ist. Mal eine andere Übersetzung wählen. Und dann wird manchmal einiges deutlicher.

Und ich denke so ist das auch mit manchem Gast in der Bahnhofsmission. Erstmal nicht zu verstehen und nicht zu deuten. Dann aber nicht aufgeben, dann dranbleiben, eine andere Perspektive einzunehmen, eine andere Übersetzung suchen (was auch immer das im Alltag heißt) und versuchen die Botschaft des Gastes zu verstehen. Denn in der sozialen Arbeit am Bahnhof gilt eben auich immer: Was ihr getan habt dem geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan.

 

Axel Rolfsmeier

Axel Rolfsmeier
Referent für Sozialpolitk, Gemeinwesen- und Quartiersarbeit

Institut für Kirche und Gesellschaft, Schwerte