"Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!" (2. Korinther 6, 2)
Damals wie heute
Wenn irgendein biblischer Ort von damals vergleichbar mit dem Bahnhof von heute ist, dann ist das die Hafenstadt Korinth vor ungefähr 2000 Jahren. Wie der Bahnhof von heute war der Ort damals ein Mikrokosmos – multikulturell und multireligiös: Menschen aus allen Ländern trafen sich, Seefahrende machten hier Pause, tankten Kraft und ruhten sich für die nächste Fahrt aus. Handelsleute brachten ihre Waren an den Mann und an die Frau, jede und jeder hielt etwas anderes für das einzig Wahre und wollte nach der eigenen Faꞔon „selig“ werden. – Hier lebte Paulus einige Zeit.
Als dieser wieder unterwegs war, kam ihm zu Ohren, dass es Schwierigkeiten in dem kosmopolitischen Korinth gab. Hier eine christliche Gemeinschaft zu leben, war mehr als problematisch. Die Menschen brauchten für ihre Gemeinde Unterstützung. – Und Paulus schreibt.
In seinem Brief gibt er den korinthischen Gemeindegliedern ein Leitbild. Damit die Arbeit ihr positives Image beibehält, sollen sie in jeder Lage beweisen, dass sie Mitarbeitende Gottes sind. So können sie mit großer Kraft und Ausdauer nicht nur Leid, Not und Verzweiflung ertragen, sondern auch dagegen ankämpfen. Voller Energie und mit Elan sollen sie für die gute Sache arbeiten – wahrhaftig, geduldig, gütig und mit aufrichtiger Liebe. Nur so kann der Auftrag erfüllt werden, egal ob man Ehre gewinnt oder Schande, ob man verleumdet wird oder gelobt, ob man verkannt oder doch anerkannt wird.
So sollen die Korinther sein: Ein „Gottes-Dienst“ an den Menschen! Diese Dienstanweisung gilt für alle, egal, welche Position, Profession oder Begabung sie mitbringen. Es geht um den Dienst an Menschen, die einem anvertraut sind. Der Dienst orientiert sich an den Wünschen und am Willen Jesu. Seine Aufgabenbeschreibung und Lebenseinstellung der Bibel sind dafür Richtschnur.
Gibt es ein besseres Profil der Bahnhofsmission?
Nein, denn so ist unsere Arbeit und unsere „Mission“ heute!
Der Einwand: „Ja, damals in Korinth war das vielleicht so, aber heute ist die Situation doch eine ganz andere!“ – stimmt nicht! Paulus macht – auch heute noch – völlig klar, dass es um das Jetzt geht: Jetzt ist die „Zeit der Gnade“ und der „Tag des Heils“. Da gilt eben nicht „Gut Ding will Weile haben!“ oder „Komm’ste heut‘ nicht, komm‘ste morgen!“ Da gilt nur noch: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Andreas Overdick
Andreas Overdick
Leiter der Bahnhofsmission Göttingen