05. DEZEMBER 2021

Gedanken zum 2. Advent

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lukas 21, 28)

 

Oh ja, Erlösung – das täte mal wirklich gut. Was würde wohl die Mehrzahl der Menschen wünschen im Winter 2021? Wovon wollen wir uns erlösen lassen? Ich würde als erstes laut schreien:  Bitte ein Ende mit Corona und den ganzen Folgen, die die Pandemie ausgelöst hat. Die wirtschaftlichen Folgen, die politischen Folgen, die sozialen Folgen, die mehr und mehr wahrgenommene und immer realere Spaltung unserer Gesellschaft. Neulich sah ich ein Kunstwerk. Der Künstler hatte einen Metallblock in 2 Teile gespalten und nannte das Werk „Spaltung der Gesellschaft“. Sind wir wirklich eine 2-geteilte Gesellschaft? Oder sind es nicht viel viel mehr Teile und Gruppen die sich jede für sich als richtig empfindet und im besten Fall mit den anderen kooperiert und die Anderen als eigenständig und bereichernd erlebt. Im schlimmsten Fall allerdings werden die Anderen als Gegner gesehen, als Feinde, als was auch immer. Wo nicht gesprochen wird, sondern nur geschrien. Wo nicht diskutiert wird, sondern diskreditiert. Wo nicht akzeptiert wird, sondern ausgegrenzt.

 

Wer oder was kann uns denn da erlösen? Und wie? Oder wodurch? Ist das  jetzt Weihnachten? Jesu Geburt – immer wieder Anlass zur Hoffnung. Jauchzet, frohlocket heißt es im Weihnachtsoratorium. Ja, es gibt wirklich Grund zur Freude. Aber allein davon kommt noch nicht  Erlösung. Wir sind selbst gefragt. Mir fällt Franz von Assisi ein: Mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens. Dass ich verbinde, wo Streit ist. Dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht. Dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

 

Könnte das etwas sein, was über unserer Arbeit in der Bahnhofsmission steht? Ich bin fest davon überzeugt, dass – nicht nur - in der jetzigen Zeit die Bahnhofsmissionen eine wichtige Rolle zur Wahrung des sozialen Friedens in unserer Gesellschaft hat.

 

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit und weiterhin viel Freude im Dienst in der Bahnhofsmission – als Beauftragte für sozialen Frieden.

 

Axel Rolfsmeier

Axel Rolfsmeier
Referent für Sozialpolitk, Gemeinwesen- und Quartiersarbeit

Institut für Kirche und Gesellschaft, Schwerte