30. JANUAR 2022

Gedanken zum letzten Sonntag nach Epiphanias

Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker;

aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

(Jesaja 60,2)

 

Herrlich – Herrlichkeiten - Herrenhausen

„Eine abendliche Momentaufnahme“ oder

„Kleine Fluchten in den Großen Garten“

 

Foto: Barbara Ziegler

 

Ein lauer Sommerabend - Einlass ist zu Beginn der Dämmerung (im August ist das ab 21 Uhr)

Lustwandeln „in den Gärten“, den "Herrenhäuser Gärten".

Herumschlendern - die Seele baumeln lassen,

vorbei an Teichen und Büschen, viele sehr exakt beschnitten und in Form gebracht,

vorbei an weißen Skulpturen, im Gartentheater sind es goldene, die uns in das Reich von Mythen und Sagen entführen können,

Themengärten mit ihren je eigenen Besonderheiten – Barock- und Rokokogarten, Niederdeutscher Bauerngarten, Rasengarten, Rosengarten - laden ein, kleine Wege und Brücken zu begehen, sich treiben zu lassen,

Pause zu machen und alles einfach auf sich wirken zu lassen,

auf einer Bank zu sitzen in einem der fächerförmigen Gärten bei der großen Fontäne, umrahmt von hohen Hecken – und auf einmal kleine fliegende Lichter zu entdecken – was ist das?

Genauer geschaut sind es Glühwürmchen, wie sie umeinander werben.

 

Und dann gehen viele Lichter an: der „Große Garten“, seine Hecken, Büsche, Bäume, Brunnen und Fontänen werden illuminiert. Im Hintergrund ist Händels Wassermusik zu hören. Das verwandelt den nächtlichen Garten auf besondere Weise.

 

Die große Fontäne hat einen eigenen Klang und lädt ein zum Stillesein, zum Innehalten und immer wieder Hinschauen, wenn das Wasser nach oben schießt und einerseits gleichmäßig und doch immer ein bisschen anders wieder herunterfällt.

 

Foto: Barbara Ziegler

 

Gedankenverloren, träumend, irgendwie still und zufrieden durch den „Großen Garten“ wandeln und alles andere für eine kleine Zeit vergessen, den Moment genießen.

 

Herrlich, einfach herrlich!

Und seine Herrlichkeit erscheint über dir!

 

Gut, dass wir heute, im 21. Jahrhundert, leben und so auch wir „in den Gärten“, den "Herrenhäuser Gärten" wandeln können, nicht nur die Herrschaften, für die diese Gärten einmal angelegt wurden.

 

Drei Regenten der Welfen, einer war später König von England, prägten die Glanzzeit des Großen Gartens zwischen 1680 und 1755. Und Georg II., der 1683 in Schloss Herrenhausen geboren wurde, machte bis zu seinem letzten Besuch 1755 die Sommerresidenz zum Ort von glanzvollen Festen und diplomatischen Begegnungen, wozu er den Garten in bestem Zustand erhielt.

 

Welch wundervolle Idee: Investieren in Ingenieurskunst und gärtnerisches Können, um diplomatische Begegnungen herbeizuführen!

 

Foto: Johannes D., Herrenhäuser gärten 2, CC BY-SA 3.0

 

Wie schön, wenn das ein Geheimrezept wäre, um heutige Regenten durch Lustwandeln in Gärten von Kriegsgelüsten zu befreien, um gemeinsam über Lösungen nachzudenken, wie die Welt zusammengehalten statt auf verschiedene Weise zerstört werden kann.

 

Wie schön wäre das!?
Und seine Herrlichkeit erscheint über dir!

 

Gedankenverloren, träumend, irgendwie still und zufrieden wandeln und alles andere für eine kleine Zeit vergessen, den Moment genießen.

Der Alltag verlangt anderes von uns.

 

Foto: Barbara Ziegler

 

Dennoch: Mögen wir immer wieder Gelegenheiten finden, uns verführen zu lassen!

 

Hier in Hannover gelingt das vielleicht im Großen Garten.

Und vielleicht gelingt uns danach umso besser die Aufforderung:

„Mache dich auf und werde Licht!“

 

Und wo lassen Sie sich verführen?

 

Barbara Ziegler
Ev. Landesgruppe in Niedersachsen

ziegler@bahnhofsmission.de

 

 

Barbara Ziegler

Geschäftsführerin Deutsche Evangelische Bahnhofsmission,

Landesgruppe Niedersachsen, Hannover

 

Bahnhofsmission Deutschland e.V.