02. MÄRZ 2022

Gedanken zu Aschermittwoch

Heute stehen wir am Anfang der Fastenzeit.

Mit dem Aschermittwoch treten wir in eine Zeit ein, die dazu einlädt, den Blick wieder neu für das Wesentliche im Leben zu öffnen. Das ist wie eine kleine Wüstenwanderung mitten im Alltag.

 

Wer fastet zeigt, dass er sich für eine Zeit lang von manchen trennen kann, was einen zu großen Teil seines Lebens eingenommen hat: Für den einen ist es Facebook oder Whats App, für einen anderen sind es Süßigkeiten oder Kaffee, für wieder andere schlechte Gewohnheiten. Fasten, Verzichten ist also eine gute Möglichkeit freier und offen für Neues zu werden.

 

Jesus lädt nicht zu einem Kaffeekränzchen ein. Er spricht nicht davon, alles beim Alten zu belassen. Er spricht vielmehr von Umkehr, von einem neuen Weg, von weniger Gepäck und einer neuen Leichtigkeit.

Jeder entscheidet selbst, worauf er dieses Jahr verzichten will.

Durch den Verzicht wird man freier für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, für die Beziehungen zu Mitmenschen, zu sich selbst und zu Gott.

 

Stellen sie sich einmal ein großes Gefäß vor und die Möglichkeit, es zu füllen. Zur Auswahl stehen große Steine, kleine Steine, Kiesel und Sand. Sie haben nun die Wahl, womit sie das Gefäß zu füllen beginnen.

Diese Übung kann guttun, um sich einmal ganz bewusst damit zu befassen, welche Schwerpunkte man im eigenen Leben setzt.

 

Gibt es einige große wichtige Themen oder sind es eher kleinere Steinchen? Was ist für Sie wichtig: einige wenige oder viele unterschiedliche Dinge? Oder ist von allem etwas in Ihrem Leben zu finden?

Das Bild des steingefüllten Gefäßes kann sie die ganze Fastenzeit über immer wieder neu für das aufmerksam machen, in welche Richtung mein Leben führt.

 

 Vielleicht haben Sie das Gefühl, nach einiger Zeit etwas verändern zu wollen. Das wird nicht ganz einfach sein, weil vieles im Gefäß (und im Leben) durcheinanderbringen kann.

 

Aber – und auch das ist eine wertvolle Erfahrung – es ist möglich.

 

Tagtäglich hören wir schon seit 2 Jahren, wie viele Menschen sich mit dem Corona Virus in unserem Land infiziert haben. Meist hören wir auch eine zweite Zahl: Die Zahl derer, die täglich an diesem Virus sterben. Es sind hohe Zahlen und hinter jeder Zahl steht ein einzelner Mensch, und das Schicksal vieler Familien.

Das, was wir gerne vor uns herschieben und verdrängen, das rückt uns die Corona-Pandemie tagtäglich vor Augen.

 

Fasten heißt, sich auf etwas einlassen oder besinnen: Was wirklich zählt im Leben.

Darauf will uns der Aschermittwoch einstimmen, indem er uns nach Ostern ausrichtet: Auf den Karfreitag, auf den die Auferstehung folgt.

 

Ingeborg Götz

 

Ingeborg Götz

Bahnhofsmission Schweinfurt