01. MAI 2022

Gedanken zu Misericordias Domini

„Christus spricht: Ich bin der gute Hirte.“ (Joh 10,11a)

 

Hirte ist man ja eigentlich immer erst einmal für andere, meist für eine Herde Schafe.

Hirte und Schafe brauchen einander. Ohne Hirte sind die Schafe orientierungslos, Gefahren ausgeliefert, sie gehen verloren. Und ohne Schafe hat der Hirte keine Aufgabe mehr.

Oder doch?

Seit einigen Jahren begleitet mich ein Text von Gerhard Mevissen, der sich selbst als kontemplativer Künstler beschreibt. Er malt Bilder und schreibt Texte. So hat er auch den Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ neu geschrieben. Hier kommt der Hirte ganz ohne Schafe aus:

 

Psalm

Der Gute Hirte sagt zu mir:

Sei dein eigener, guter Hirte.

Höre auf, dich zu übertreiben.

Finde dein eigenes, heilsames Tempo heraus.

Führe das,

was stark ist in dir, so,

dass das, was schwach ist in dir,

das, was krank ist,

was verbraucht,

ebenso wie das, was gerade zart in dir nachwächst,

dass all das mitkommen kann

und sich wie eine gute geführte Herde

im Einklang bewegt.

So wirst du heil

durch die engen, dunklen Täler kommen,

zu den frischgrünen Auen und

an die Wasser der Ruhe.

(https://www.gerhard-mevissen.de/postkarten.html)

 

Der Hirte bin ich selbst, der keine Schafherde führt, aber sich selbst, der für sich selbst sorgt, in sich selbst hineinhorcht und all die Gedanken und Regungen liebevoll anschaut und neu sortiert.

Das zu tun ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, aber eine aus der heraus der Hirte erst handeln kann und gewappnet ist für dunkle, enge Täler. In Aussicht gestellt sind: frischgrüne Auen und Wasser der Ruhe.

In diesem Sinne: Seien Sie diese Woche Ihr eigener guter Hirte oder Ihre eigene gute Hirtin!

 

Stephanie Feder

 

Stephanie Feder

Geistliche Beirätin In Via Deutschland.

 

 

 

 

 

 

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