Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12,32)
Christi Himmelfahrt. Der Tag, an dem Jesus zu seinem Vater aufsteigt in den Himmel. 40 Tage nach dem Wunder von Ostern nun die Himmelfahrt. Das Abschiednehmen von Jesus auf Erden mit der Gewissheit: Er ist an der Seite Gottes.
Heute: ein schönes Frühlingsfest im Mai. Der Wunsch auf schönes Wetter, treffen mit Freunden, mit der Familie im Freien. Regional verschiedene Bräuche, in den Tagen zuvor die (in der Regel katholisch geprägten) Bitt-Tage und Prozessionen und dann am Himmelfahrtstag ein freudiges Zusammensein. Ein langes Wochenende und oftmals die erste Gelegenheit im Jahr, sich ausgiebig im Grün des Gartens oder der Parks zu versammeln.
Doch blicken wir genauer auf diesen Tag so freuen sich diejenigen, die Freunde haben, die in Familien eingebunden sind und die Menschen haben, die ihnen nahe sind.
Und zur selben Zeit ist dies ein Tag, der Menschen, die genau diese Nächsten nicht (mehr) haben, vor Augen führt, dass sie alleine, dass sie auf sich gestellt sind, dass sie keine Einladung zum Ausflug, zum Grillen mit Freunden erhalten haben, dass sie ausgeschlossen sind.
Christus gibt uns bei Johannes 12,32 anderes vor: Er will alle zu sich ziehen.
Ein Versprechen und was für eins: Es geht hierbei nicht um die Einladung zum gemütlichen beisammen sein. Sondern Jesus verspricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Das heißt. Wenn Gott mir den Platz an seiner Seite anbietet, so seid ihr alle (!) mit dabei. Dann ist auch für Euch ein Platz da.
Lassen Sie uns diese Einladung einen Platz an der Seite Gottes in unser Herz und in unsere Taten nehmen. Lassen Sie uns gewiss sein: Für uns ist ein Platz vorhanden! Auf diese Gewissheit bauend können wir unser Handeln ausrichten. Es ist schon ein Platz für mich da. Ich brauche mich nicht in den Leistungskampf ums „Besser-Sein“ zu begeben. Auf Jesus Versprechen darf ich trauen.
Und lassen Sie uns hier auf Erden in diesen Tagen mit besonderer Herzlichkeit genau denjenigen, die am geselligen Himmelfahrtstag alleine sind, eine Einladung aussprechen. In den Bahnhofsmissionen des Landes rund um den Himmelfahrtstag ein Anlaufpunkt zu sein, für diejenigen, die keinen Kreis von Lieben um sich haben, die in Sorgen und Nöten mit gesundheitlichen Problemen beladen oder aus dem Kriegsgebiet flüchtend an die Türen der Bahnhofsmissionen kommen, von ganzem Herzen zu uns ziehen und ihnen das Gefühl geben: Ihr seid mit dabei!
Vielleicht wagen wir sogar im privaten Umfeld zum Himmelfahrtstag ein Experiment: Wer würde sich wohl im weiteren Kreis der Bekannten und Nachbarn über eine überraschende Einladung freuen. Lassen Sie uns einfach mal jemanden einladen, der oder die andernfalls an diesem Tag alleine wäre. Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. Denn oftmals ist es eine neue unerwartete Begegnung, ein ungeplantes Gespräch, das bereichernd und erfüllend ist. Und gerade an Himmelfahrt kann dies für uns ein kleiner Schein auf das erhöhte Himmelreich sein.
Ingo Grastorf
Ingo Grastorf
Zentrumsleitung
Zentrum Engagement, Demokratie
und Zivilgesellschaft Berlin