24. JUNI 2022

Gedanken zum Johannistag

„Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Johannes 3,30)

 

Am 24. Juni feiern wir den Geburtstag von Johannes dem Täufer. Es ist die zeit der hellen Nächte, kurz nach der Sommersonnenwende. Heute noch werden mancherorts Freudenfeuer entzündet, über die junge Menschen springen, damit ihnen die Liebe gelingt.

 

Es gibt seit über 4000 Jahren in der vorchristlichen Zeit Monumente, Bräuche und Rituale, die diesen Wendepunkt im Jahr ehren. Ab jetzt werden die Tage kürzer und das Licht nimmt ab, die Nächte werden länger bis zur Wintersonnenwende. Dann kommt das Licht zurück und wächst -und wir feiern Jesus Geburtstag.

 

Johannes weiß, dass da einer kommt, durch den sich etwas wenden wird. Er wird es ganz anders machen, er verändert etwas grundlegend und beginnt etwas Neues. Er muss wachsen, damit er neue Wege eröffnen kann, die Johannes noch nicht kennt. Er weiß, dass er Platz machen muss und er will, dem, der nach ihm kommt, nicht im Wege stehen. Er selber muss abnehmen und zurücktreten. Er hält nicht an seiner Position fest, sondern lässt sie los und eröffnet neuen Gestaltungsraum für einen anderen. Der muss wachsen und er wird es anders machen und gut.

Wenn die Wegbereiter zurücktreten, dann können ihre Ideen weiterwachsen, sich verändern und es können sich auch ganz neue Gedanken verwirklichen. Manches Alte kann überdacht werden, nicht alles passt in die sich entwickelnde Zeit. Die Bedeutung von Wörtern verändert sich. Glaubenssätze müssen überprüft werden, wenn Verhältnisse sich ändern. Vorurteile werden bewusst und können sich ändern. Die Bilder in den Köpfen müssen nicht so bleiben, wie sie waren.

 

Wir kennen das in der Bahnhofsmission: „Das haben wir schon immer so gemacht“ – „Das probieren wir jetzt aus und machen es anders“. Die Bewahrer*innen eröffnen Räume, damit die Entwickler*innen Projekte gestalten können. So kann unsere Arbeit seit über 100 Jahren sich nach den Bedürfnissen der Menschen, die unsere Hilfe brauchen, und in den sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen weiterentwickeln.

 

Es  hilft dabei miteinander zu feiern und auch mal über das Feuer zu springen, damit die Liebe gelingt.            

 

Barbara Kempnich

Bahnhofsmission Düsseldorf