24. JULI 2022

Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

„So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Nahmen gerufen; du bist mein!“ (Jes. 43,1)

 

Schon oft lief ich an einem Hochseilgarten vorbei und finde es sehr mutig darin zu klettern.

 

Kinder, Jugendliche, Erwachsene mit Sturzhelm und Hüftgurt, klettern zwischen Bäumen auf schwankenden Leitern in luftiger Höhe. Sie klinken sich mit dicken Karabinerhaken an jeder Station sorgfältig in das Netz der Sicherungsseile ein, das über ihren Köpfen gespannt ist. Mit dieser Absicherung wagen sie sich auf Strickleitern und schwankende Seile, balancieren hoch in den Wipfeln der Bäume. Dazu gehört viel Mut und Vertrauen. Manch einer zögert noch ein wenig bevor er sich darauf einlässt. Sie werden ermutigt und von erfahrenen Kletterern angeleitet. Ermutigt und im Vertrauen auf ihre Sicherheitsleine, tasten sie sich Schritt für Schritt vorwärts und wagen sich über die Abgründe hinweg.

 

Manch einer staunt am Ende über den eigenen Mut und über die Strecken, die er bewältigt hat.
Ein doppeltes Netz hält sie: das eine besteht aus vielen starken Stahlseilen und das andere aus Menschen, die ihre Erfahrungen weitergeben und Mut machen.

 

Fürchte dich nicht, denn du wirst gehalten - so könnten wir auch die Grundaussage unseres Predigttextes heute verstehen.

 

Eine Frau kam völlig trostlos zu mir in die Bahnhofsmission, erzählte mir, dass sie durch einen Unfall schwer erkrankte und arbeitslos wurde. Immer mehr Rechnungen kamen ins Haus, die Sie nicht bezahlen konnte und sie wurde immer verzweifelter, wusste nicht mehr weiter. Der Strom wurde abgestellt und sie sah in ihrem Leben keine Perspektiven mehr. Ich gab ihr die Adresse von der Schuldnerberatung. Dort wurde nach einer Lösung gesucht. Es wird noch einige Zeit dauern bis sie schuldenfrei sein wird. Aber Sie ist dankbar, dass sie den Mut hatte über ihre Probleme zu reden und es Menschen gab, die ihr wieder Hoffnung machten.

 

Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!

 

Es ist ein Wort, das seit mehr als Zweitausend Jahren Menschen getröstet und ermutigt und uns auf dem Weg begleitet.

 

Die Zusage „Du bist mein!“ gibt eine herrliche Gelassenheit, gibt die Zuversicht und die Kraft, die ich uns allen von ganzem Herzen wünsche. „Fürchte dich nicht; denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

 

Ingeborg Götz

Bahnhofsmission Schweinfurt
  

Ingeborg Götz

Bahnhofsmission Schweinfurt