09. SEPTEMBER 2022

Gedanken zum 12. Sonntag nach Trinitatis

 "Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40b)

 

Es gibt unterschiedliche Motive, sich für die „Geringsten“ einzusetzen. Angesichts der Problemlagen, die unsere Gesellschaft derzeit beuteln, Flüchtlingskrise, Energiekrise, Klimakrise, könnte ein Motiv darin liegen, dass die sozialen Strukturen nicht aus den Fugen geraten, dass sich Armutsprozesse nicht verfestigen, dass psycho-sozial Belastete Hilfe erfahren, weil sie nicht nur sich selbst gefährden, sondern auch eine Belastung des Gemeinwesens darstellen. Es wäre ein pragmatisches Motiv, das weithin konsensfähig ist und als „cooler“ Baustein ein schlicht auf soziale Ordnung und Stabilität ausgerichtetes Handeln bestimmt.

 

Die Jesusworte im Matthäus-Evangelium sind von anderer Qualität. Die Zuwendung zum Nächsten, und nicht nur zu den Brüdern und Schwestern des eigenen Bekenntnisses und der eigenen sozialen Gruppe und Schicht, sondern gerade auch zu den fernstehenden Menschen ist gemeint.

Diese Zuwendung folgt dem im religiösen Denken von Christen tief verwurzelten Gebot der Nächstenliebe. Wir versuchen, dies in der Arbeit der Bahnhofsmissionen täglich umzusetzen, voraussetzungslos, niederschwellig, ohne Ausgrenzung, inklusiv. Das ist nicht einfach, das erfordert auch häufig Überwindung persönlicher Hemmungen und sozialer Schranken.

 

Wir wissen aber, dass wir rückgebunden und getragen  werden durch Christi Worte und Ermutigungen.

 

Prof. Dr. Bruno W. Nikles

Vorsitzender

 

Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles
Vorsitzender Bahnhofsmission Deutschland e.V.