18. SEPTEMBER 2022

Gedanken zum 14. Sonntag nach Trinitatis

„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Ps 103,2)

 

Warum rührt mich dieser Text so sehr an?

Er berührt meine Seele und ich möchte Gott loben und mir fällt eine Melodie ein. Mein Körper möchte schwingen…

 

Ich lese den ganzen Psalm: Das Lied, das in mir klingt, braucht mehr Worte. Und dann entstehen Bilder und Gefühle in mir. Als ich mit 18 Jahren zum ersten Mal mit vielen unterschiedlichen Menschen gesungen habe. Ich auf der Suche nach Sinn und Halt – wurde in eine Gemeinschaft aufgenommen, die sich zusammenfand um Gott zu loben - mit Worten, Musik und auch Taten. Viele dieser Gottesdienstbesucher*innen hatten schwere Schicksale zu tragen, hatten Einbrüche in ihren Leben erfahren. Trennungen, Verluste, Scheitern… Und trotzdem: Sie kamen zusammen um gemeinsam Gott zu loben. Vielleicht berührt mich der Satz deshalb so ganzheitlich. Auch jetzt, wo so viel Leid und Ungewissheit in uns ist, bei unseren Gästen und auch in unserem Leben. Mein Trost und was mir Hoffnung gibt ist, dass die Psalme Generationen von Menschen begleitet haben. Vielleicht ist mir zurzeit nicht zum Loben zu Mute. Dann tut es gut sich in einer Gemeinschaft geborgen zu fühlen und sich fallen zu lassen. Oder den Text zu meditieren, allein an einem Ort, an dem ich mich wohlfühle. Es gibt übrigens wunderschöne Vertonungen dieses Psalms, viele Musiker werden auch von diesen alten Worten berührt…

 

Ich wünsche mir und uns den Mut, Gott auch in schweren Zeiten zu loben und andere mit in diese Begegnung mit Gott hineinzunehmen. Und seien wir ehrlich mit uns, wann loben wir Gott in guten Zeiten? In guten Zeiten nehmen wir die gelungenen und schönen Augenblicke doch eher als eine Selbstverständlichkeit.

 

 

Wiebke Turkat

Leiterin der Bahnhofsmission Elmshorn

 

Wiebke Turkat
Leitung Bahnhofsmission Elmshorn