20. NOVEMBER 2022

Gedanken zum Ewigkeits-Sonntag

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.

(LK 12,35 Lutherbibel)

Haltet Euch bereit und lasst eure Lampen nicht verlöschen!

(LK 12,35 Die gute Nachricht)

 

Eine weitere Übersetzung aus dem Bahnhofsmissionsleben könnte sein:

„Wir sind da, wir sind aufmerksam

wenn Sie unterwegs sind,

wenn Sie Hilfe brauchen.

Bei uns brennt ein Licht“

 

Bahnhofsmissionen haben sich gegründet, weil Menschen aufmerksam beobachtet haben.

Junge Mädchen vom Lande kamen in die großen Städte, um Arbeit zu suchen, landeten aber oft in der Prostitution. Das soll nicht sein, haben sie empfunden und sich an Fernbahnhöfen organisiert, um die Mädchen vor falschen Versprechungen zu warnen.

 

Das Thema ist alt und aktuell.

 

Seit 1981 ist am 25. November internationaler Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“, im englischen auch orange day genannt: ein jährlich abgehaltener Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen.

 

Foto: Barbara Ziegler

 

Es brennt ein Licht!

In einigen Städten werden deshalb an diesem Tag auch öffentliche Gebäude orange angestrahlt. Es brennen Lichter, damit wir sehen und an Missstände erinnert werden.

 

Seit 2018 gibt es rund um die Uhr ein bundesweites Hilfetelefon. Wie aktuell das Thema ist, hat sich auch in den ersten Wochen des Ukrainekrieges gezeigt. Es gab bald mehrsprachige Hinweise an Ankommende in Bahnhöfen und in den Willkommenszügen

„Nehmen Sie am Bahnhof keine Angebote von Privatpersonen an, welche am Bahnhof auf Sie warten und Ihnen eine kostenlose Übernachtung anbieten. Einige dieser Angebote können für Sie gefährlich sein.“ Dubiose Männer versuchen die Notlage von Frauen und Kindern auszunutzen – auf der Flucht durch Polen und in Berlin. Polizei und Helfende sind alarmiert.

 

 

Internationaler Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“

Auf diesen besonderen Tag bin ich vor Jahren aufmerksam geworden bei einer Veranstaltung mit Lea Ackermann. Sie ist eine Frau, die bereit war und ist, zu sehen und zu handeln.

Schwester Lea Ackermann wurde in den 80er Jahren von ihrem Orden (Sœurs Missionnaires de Notre-Dame d’Afrique) nach Kenia geschickt, um Religionslehrerinnen zu unterrichten.

Was sie in Kenia gesehen hat, war: Prostitution aus Armut und in der Folge Leid und Krankheit für die Frauen und ihre Kinder.

 

Sie hat um göttlichen Beistand gebetet und um materielle Unterstützung gebeten über „Crowdfunding“, wie es heute genannt würde, und bei ihrem Orden.

 

1985 gründete sie in Mombasa SOLWODI - Frauen haben schulische Ausbildung und Kredite für Betriebe in Eigenregie bekommen, wenn sie der Prostitution den Rücken kehrten.

 

 

Es war mühselige Kleinarbeit, Prostituierte aufzusuchen und sie auf diese Unterstützung hinzuweisen - zumal diese Arbeit nicht gern gesehen war: nicht im Lande, in Kenia, wo Prostitution und AIDS nicht thematisiert werden sollte und zunächst auch nicht vom eigenen Orden.

 

Inzwischen kann die Prostitutionsgegnerin Ackermann auf ein weltweites Netzwerk blicken, mit vielen Projekten und Beratungsstellen. Solwodi hat in Deutschland Beratungsstellen in 39 Städten, in einigen davon gibt es auch Bahnhofsmissionen. Solwodi wird zu deren Netzwerk gehören.

 

Lea Ackermann hat Not gesehen, Verbündete gesucht und gehandelt.

Darin kann sie uns ein Vorbild sein.

 

Haltet Euch bereit und lasst eure Lampen nicht verlöschen!

 

Links:

https://www.solwodi.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Lea_Ackermann

https://lea-ackermann-stiftung.org/

https://de.wikipedia.org/wiki/Missionsschwestern_Unserer_Lieben_Frau_von_Afrika

https://unwomen.de/orange-the-world-2022/

https://www.hilfetelefon.de/kampagnen-aktionen/aktionen/schweigen-brechen.html

 

Das bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ist im März 2013 gestartet. Unter der Nummer 08000 116 016 bietet es vertraulich, kostenfrei und rund um die Uhr Hilfe und Unterstützung.

https://www.bafza.de/ueber-das-bundesamt/aktuelles/detailansicht/aktionen-zum-internationalen-tag-gegen-gewalt-an-frauen-am-25-november

 

 

Barbara Ziegler

Geschäftsführerin Deutsche Evangelische Bahnhofsmission,

Landesgruppe Niedersachsen, Hannover