24. DEZEMBER 2022

Gedanken zum Heiligen Abend

Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt. (Davids Luk. 2, 10+11)

Als Kind war mir die Rede vom Heiland näher als die von Christus. Der Heiland vermittelte das Gefühl von Geborgenheit, von Behütet-Sein, ein Gefühl des Beschützt-Werdens. Der Christus war distanzierter, ferner. So ist es auch mit der Weihnachtsgeschichte vom Kind in der Krippe. Vor den auf den Weihnachtsmärkten oder in Bahnhofshallen aufgestellten Krippen sammeln sich gerne Kinder und Erwachsene. Auch hören sich viele gerne die Weihnachtsgeschichte an, die ansonsten mit der Kirche und dem christlichen Glauben wenig verbinden. Sehr erinnern dann die gegenwärtigen Erlebnisse mit Weihnachten an die Kindheit. Innere Saiten der Sehnsucht werden angeschlagen. Und viele Menschen werden deshalb in der Weihnachtszeit auch etwas milder im Umgang miteinander.

 

Jedoch zielt die Weihnachtsbotschaft darauf, dass wir nicht im Kindlichen stehenbleiben, sondern auch in dem, was uns innerlich zusammenhält, erwachsen werden. Was heißt das: „Christus, der Herr, in der Stadt Davids“?

 

Jerusalem, die Stadt Davids, ist in ihrer Geschichte enormen Bewährungsproben ausgesetzt gewesen, bis in die Gegenwart hinein, nach einer Geschichte von ca. 6000 Jahren. Bekannt wurde die Stadt unter König David vor fast 3000 Jahren. Seither hat die Stadt alles erlebt, was die Geschichte hergibt: Belagerungen, Zerstörungen, Jubelzeiten, Wiederaufbau, schwebende und offene Konflikte. Aber sie ist geblieben. Und sie ist der Geburts-, Leidens- und Sterbeort Jesu, sowie der Ort seiner Auferstehung, durch die er zum Christus, zur erfahrbaren Gegenwart Gottes in unserem Leben wurde. Erwachsen-werden heißt auch im Glauben über Tiefen und Schmerzen hinweg das Vertrauen immer wieder neu, mit neuen Erkenntnissen, neuen Erfahrungen, neuen Gedanken zu ergreifen. Dann hat man einen tiefen Halt im Leben, der auch in schweren Zeiten hält und unabhängig von kindlichen Gefühlen ist. Und gerade das brauchen wir nach einem sehr anstrengenden Jahr und vor einem Jahr, das wenig gute Prognosen hat, das aber gerade deshalb Zuversicht und Hoffnung braucht.

 

Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten!

 

Klaus-Dieter Kottnik

Klaus-Dieter Kottnik

Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe 

Vorsitzender des Bahnhofsmission Deutschland e.V.

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@bahnhofsmission.de