22. JANUAR 2023

Gedanken zum 3. Sonntag nach Epiphanias

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes“ (Lukas 13, 29)

 

Seit Jahrhunderten verschließen Gesellschaften ihre Stadttore und lassen nach Einbruch der Dunkelheit durch schmale Nebentüren nur noch Menschen hinein, deren Identität geprüft ist und die von den jeweils Herrschenden akzeptiert werden.

 

Dem Vers aus dem Evangelium nach Lukas gehen Mahnungen Jesu voraus. In ihnen spricht er von einer Tür, die durchschritten werden muss, um in das verheißene himmlische Jerusalem zu gelangen. Und er spricht in kritischer Absicht diejenigen an, die sich bereits sicher wähnen, dass Ihnen der Zugang gewährt wird.

 

Der Evangelist nimmt einen Vers aus Jesaja 2,3 auf, in dem es heißt: „Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herren und zum Haus des Gottes Jacobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen.“

 

Welche Identität, welche Absichten und Haltungen „braucht“ man, um durch die Tür zu gelangen, von der Jesus spricht? Die erste Antwort könnte lauten:  Der Zugang zu Gott ­ – oder in der biblischen Sprache zum himmlischen Jerusalem – ist nicht „konfessionell“ und „exklusiv“, sondern inklusiv zu verstehen. Insoweit sind alle Menschen weit und breit willkommen und eingeladen. Und die zweite Antwort wäre: Diejenigen, die die Botschaften Jesu vernommen haben – Versöhnung, Frieden und solidarisches Handeln – sollten nicht nur an diese glauben, sondern sie auch mit ihren Werken, mit ihrem Handeln zum Ausdruck bringen. Wir versuchen es mit den Bahnhofsmissionen und halten die Tür ins Reich Gottes offen. Die Türen unserer Räume, die Türen unserer Herzen und Ohren. Auch die kleine Türe, von der Jesus spricht.

Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles
Vorsitzender Bahnhofsmission Deutschland e.V.