16. APRIL 2023

Gedanken zum 1. Sonntag nach Ostern / Quasimodogenti

„Wie die neugeborenen Kindlein“  (1. Petr. 2,2)

 

„Wie die neugeborenen Kindlein“ lautet der Spruch zum heutigen 1. Sonntag nach Ostern.

Wir alle sind in Gedanken noch bei dem Wunder und dem Geschenk von Ostern. Jesus Christus ist auferstanden von den Toten und hat so für uns alle den Tod überwunden. Er ist wiedergeboren.

Kinder hingegen sind neu geboren. Sie durchlaufen die Schwelle zum Leben zum ersten Mal und alles ist neu für sie. Alles beginnt für sie von vorne. Sie sind rein von Bösem, von Missgunst und Gewalt.


Im ganzen Satz, ist dieser Spruch bei Petrus wie folgt eingebunden: „1 So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede 2 und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil, 3 da ihr schon geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“

 

Es ergeht also durch den auferstandenen Jesus eine Aufforderung an uns: Wir sollen alle negativen Eigenschaften zur Seite legen, sollen gut und ehrlich und klar sein wie ein neugeborenes Kindlein. Und ebenfalls wird deutlich, dieses Kind weiß bereits, ganz instinktiv, was ihm gut tut und was ihm hilft beim Wachsen zum Heil. Dies gilt auch für uns: Ganz tief in uns drin, wissen wir, was gut ist, was richtig ist. Was uns gut tut, aber auch was wir tun können, damit es anderen gut geht. Wir haben geschmeckt, dass der Herr freundlich ist. Doch immer wieder lassen wir Dinge dazwischentreten, dazwischenkommen, die uns vom richtigen Kurs abbringen. Die uns Worte sprechen und Handlungen vollziehen lassen, die verletzen, die Neid sähen.

 

Und dabei sind wir auserwählt als „Das neue Gottesvolk“, wie Petrus dieses Kapitel überschreibt.

Das ist ja zum Verzweifeln! Wir wissen was gut ist und gut tut und praktizieren es nicht. Wir wissen, was Recht ist und machen etwas Anderes. Und das nennt sich „das neue Gottesvolk“?

Vielleicht sollen wir die österliche Freude, den beginnenden Frühling, das Wiedererwachen des Lebens nutzen für einen Neubeginn bei uns selbst?! Einen Neubeginn, der uns in uns hineinhören lässt, der uns in unserem Handeln spüren lässt, was gut ist und gut tut. Wir dürfen uns darauf verlassen, das Volk Gottes zu sein. Wir dürfen uns auf den Auferstanden verlassen, der für unsere Sünden gestorben und an Ostern wieder auferstanden ist. Wir haben geschmeckt, dass der Herr freundlich ist. Wir sollen diesen Geschmack in uns klingen lassen und dieses Geschenk wirken lassen, damit aus uns heraus ein neues Handeln erwächst, das ablegt alle Bosheit, allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede.

 

Fangen wir damit bei uns an, indem wir uns auf unsere angeborene Gabe und das Wissen um die Freundlichkeit in der Verbundenheit mit Gott besinnen und verlassen und unser Handeln danach ausrichten. Wenn dieser Schritt bei uns gelingt wirken wir auch im Sinne Jesu auf die Menschen, die uns umgeben, die sich ratsuchend an uns wenden, die einsam und durstig nach einem Gespräch zu uns in die Bahnhofsmission kommen. Hören Sie in sich hinein, wenn Sie mit anderen Menschen in den Austausch treten, damit wir alle gemeinsam wachsen zum Heil und zur Freundlichkeit des Herren.

Ingo Grastorf

Zentrumsleitung

Zentrum Engagement, Demokratie

und Zivilgesellschaft Berlin