05. MAI 2023

Gedanken zum 4. Sonntag nach Ostern / Kantate

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder (98,1)

 

Singet! Singet! Singet! Es tut Wunder - wirklich! Singet, wenn ihr müde von der Arbeit in der Bahnhofsmission nach Hause geht! Singet mit den Vögeln, wenn ihr euch morgens in aller Frühe aufmacht zur Arbeit!  Singet euren Kindern, gebt ihnen in der Musik ein zu Hause, eine Geborgenheit, die alles überdauern wird!

 

Musik ist Gottesdienst. Es ist immer im Geist des Heiligen, wenn Menschen singen. Einen schöneren Gottesdienst kann es kaum geben. Bachs „Jauchzet frohlocket“ als Flashmob im Bahnhof im Advent war einer meiner nicht verwirklichten Träume im Bahnhofsmissionsdienst. Vielleicht gelingt das noch jemand anderem.  

 

Verwirklicht haben wir in Düsseldorf die Tradition des Wunschkonzerts. Aus unserer guten gespendeten Lautsprecherbox mit kräftigen Bässen wird der Raum erfüllt. Jede/r kann ein Lied aussuchen, alle halten den Geschmack der anderen aus, denn auch der eigene Musikwusch wird respektiert. Da folgt manchmal Macklemores „thrift shop“ auf „Junge, komm bald wieder“ von Freddy, „California Dreaming“ von The Mamas and the Papas wird von Lizzo „About damn time“ abgelöst.

 

Eines Tages regte sich ein Mann aus Sizilien über die bisherige Musik sehr auf und schimpfte aggressiv und laut, das sei alles keine vernünftige Musik, die könne nur aus Italien kommen. Adriano Celentano konnte seine Stimmung schon merklich aufhellen. Ein junger Besucher im Rollstuhl hörte still zu. Er hatte sich bei allen vorherigen Titeln sanft im Rollstuhl mitgewiegt. Durch seine Behinderung ist seine Art zu sprechen sehr leise, schleppend und langsam. Es ist eine große Herausforderung die Geduld dafür aufzubringen, ihm zuzuhören. Er wünschte sich jetzt Eros Ramazotti und sang mit kräftiger Stimme textsicher von Anfang bis Ende voller Freude und im Tempo des Liedes mit. Der ganze Raum war wie verzaubert, von aufmerksamer Freude erfüllt. Wir spielten an diesem Nachmittag alles von Ramazotti was youtube hergab und der Rollstuhl des Sängers wurde von den Gästen begeistert umringt. Der sizilianische Besucher hatte Tränen in den Augen und sang mit seiner heiseren Stimme begeistert mit ihm, andere fielen ein. Es war ein Fest!

 

Singt in den Mai! Singt im Wald! Singt in den Bahnhöfen!    

Barbara Kempnich

Bahnhofsmission Düsseldorf