14. MAI 2023

Gedanken zum 5. Sonntag nach Ostern / Rogate

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir. (Ps 66,20)

 

Blessed be God, who has not turned away my prayer,

Nor his mercy from me!

 

Vor etwa drei Wochen, Ende April 2023, ist Harry Belafonte mit 96 Jahren gestorben, einer der ganz Großen im Showgeschäft des 20. Jahrhunderts und jemand, der sich bis zum Schluss für mehr Gerechtigkeit und Frieden auf der ganzen Welt einsetzte.

 

„All my days I will sing and praise“ heißt es in „Island in the sun“ – einer seiner großen Hits, generationsübergreifend bekannt und weltberühmt.

Meine Mutter bewunderte ihn und schwärmte für Harry Belafonte, obwohl sie sonst vor allem über die vielen englischen Texte im Radio, im „Pop-Shop“ schimpfte. In ihren letzten Wochen habe ich ihr oft Lieder von Harry Belafonte vorgespielt. Das brachte eine besondere, eine gute Atmosphäre ins Sterbezimmer und uns beide gut zueinander. Mich faszinierten die beschwingten Rhythmen ebenso wie die leisen und langsamen.

Als erstes Lied in dieser Situation lernte ich „Scarlett Ribbons“ singen - ein Gute-Nacht-Lied, wie ein Märchen: Als der Vater abends ins Kinderzimmer kommt, betet seine kleine Tochter um Haarbänder. Er ist verzweifelt, weil in der Nacht keine Bänder mehr zu bekommen sind. Als er in der Morgendämmerung noch einmal ins Kinderzimmer schaut, liegen da „Scarlett Ribbons“. Auch wenn er hundert sein wird, wird er nicht wissen, wo sie herkamen. Er ist gerührt und sie wird sich freuen und lächeln, wenn sie aufwacht.

Ähnlich berührende Momente erlebten meine Mutter und ich in den Tagen des Abschieds.

 

Harry Belafonte war ein besonderer Mensch. Er war mehr als ein erfolgreicher Star mit vielen Millionen verkauften Platten. Er hat seine Herkunft in ärmlichen Verhältnissen nicht vergessen. Und auch als großer Star hat er erleben müssen, dass er in den USA die Toiletten für Weiße nicht benutzen durfte und nur durch den Hintereingang auf die Bühne kam.

„Ich habe mir geschworen, sollte ich jemals die Chance haben, erfolgreich zu sein, dann will ich das nutzen, um gegen Armut zu kämpfen.“ ( ….   to turn away the issues of powerty)

 

Und er hat es getan. An der Seite von Martin Luther King kämpft er für die Gleichberechtigung der Schwarzen, ist 1963 beteiligt am „March on Jobs and Freedom“, am Marsch nach Washington für Freiheit und Arbeit, baut von seiner ersten Million ein Krankenhaus für Arme, wird später Unicef-Botschafter für Kinderrechte. Er unterstützt und fördert junge Künstler*innen, in frühen Jahren war es z.B. Miriam Makeba, vergibt Stipendien, z.B. an den Vater von Barack Obama und kritisiert auch Obrigkeiten wie die Präsidenten George W. Bush und Trump.

 

Er war eine Stimme für Veränderung und nutzte jeden Auftritt, um politische Missstände anzuprangern.

Und er war überzeugt: „Musik ist eines der besten Mittel für Veränderung, eine der besten Waffen des Guten.“ Musik konnte er nicht nur in schwungvollen Calypso-Rhythmen präsentieren, sondern auch in langsamen und dennoch bewegenden und auf Gott vertrauenden Gospel, wie „My Lord, what a morning“ (Liedtext in der rechten Spalte)

 

Ein Weltstar und Weltverbesserer bis zum Schluss: Lassen wir uns anstecken von seinen Rhythmen, seinen gesungenen Gebeten und seinem Optimismus! Es wird uns als Mitarbeitenden und den Gästen in den Bahnhofsmissionen guttun. Ich weiß von Bahnhofsmissionen, die ein Instrument und Liederbücher zu ihrem Inventar zählen oder (Wunsch-) Konzerte veranstalten oder musikalisch begabte Gäste an besonderen Tagen um musikalische Begleitung bitten.

Das lässt hoffen! Immer wieder!

 

Barbara Ziegler

 


 

Barbara Ziegler

Geschäftsführerin Deutsche Evangelische Bahnhofsmission,

Landesgruppe Niedersachsen, Hannover

 

 

My Lord, what a mornin,

my Lord, what a mornin,

my Lord, what a mornin,

when the stars begin to fall,

when the stars begin to fall.

 

No more grief an pain for me,

I heard from heaven today,

Yes my Lord’s gonna set me free,

I heard from Him today

 

Refrain:

My Lord, what a mornin

 

On my way to the promised land

I heard from Him today.

God’s gonna give me his right hand.

I heard from Heaven today.

 

Refrain:

My Lord, what a mornin

 

(Harry Belafonte)