18. MAI 2023

Gedanken zu Christi Himmelfahrt

„Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen“ (Johannes 12,32)

 

Mein siebenjähriger Enkel spielt gerne mit Bauklötzen. Am Ende der Osterferien hat er die Ostergeschichte nachgebaut, ein Grab und einen Autobus. Auf die Frage, was er sich bei dem Bus gedacht habe, antwortet der Junge im Brustton der Überzeugung: „Mit dem Autobus ist Jesus nach seiner Auferstehung in den Himmel gefahren“. Er hat sich das Unvorstellbare vorstellbar gemacht. Er fährt gerne Bus. Der Bus steht also für ein Wohlgefühl. Und in einen Bus gehen mehrere Leute rein. Er symbolisiert damit die Erfahrung der Gemeinschaft.

 

Ich denke, er hat damit die Bedeutung der Auferstehung verstanden. Himmelfahrt bedeutet nicht, dass Jesus nach den Osterereignissen fern und unsichtbar verschwunden ist, sondern dass er mitten unter den Leuten ist. Der Himmel kann mitten unter uns sein. Und er ist dort, wo Gemeinschaft, Versöhnung, Zuwendung erfahren wird.

 

Für meinen Enkel ist der Bus ein ganz positives Bild. Vielleicht haben wir andere Bilder, die uns die Himmelfahrt Jesu vorstellbar machen? Manchmal sprechen wir in ganz schönen Augenblicken vom Himmel auf Erden. Wir haben also eine Ahnung davon, dass der Himmel in unserem irdischen Leben erfahrbar wird. Das geschieht überall und immer, wo unter uns Menschen der gute Geist Gottes präsent wird. Wir können damit über das Alltägliche, oft auch Bedrückende und Belastende aufsteigen in eine höhere Geborgenheit als die, die wir selbst zu geben oder von uns aus zu erfahren fähig sind. „Ich will sie alle zu mir ziehen“ heißt: „Ich will ihnen diesen guten Geist geben“ . Wenn das geschieht, dann ereignet sich Himmelfahrt in unserem Leben.

 

Klaus-Dieter Kottnik

Klaus-Dieter Kottnik

Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe 

Vorsitzender des Bahnhofsmission Deutschland e.V.

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@bahnhofsmission.de