30. JULI 2023

Gedanken zum 8. Sonntag nach Trinitatis

Wandelt als Kinder des Lichts, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit (Eph 5,8b.9)

 

Seit einigen Jahren laufe ich sonntags in aller Herrgottsfrühe meine Runden, egal bei welchem Wetter.

 

Die Läufer*innen unter euch wissen, dass die Gedanken dann fließen, Unbearbeitetes der Woche durchdacht und zur Seite gelegt werden kann, kreative Lösungen wie aus dem Nichts auftauchen. Außerdem: Wer eine halbe Stunde bei Gegenwind und Regen bergauf und bergab gelaufen ist, weiß, dass er vieles schaffen kann.

 

Nach dem Laufen dann die heiße Dusche, welche Wohltat!

 

Sich selber etwas Gutes tun, ist nicht nur wichtig für das eigene Wohlbefinden, sondern wie Mascha Kaléko schreibt: „In mir ist alles aufgeräumt und heiter…An solchen Tagen erklettert man die Leiter, die von der Erde in den Himmel führt, da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben, -weil er sich selber liebt-den Nächsten lieben.“  Mascha Kaléko: Mein Lied geht weiter

 

Wie es sein kann, wenn es Menschen nicht gut geht, konnten wir gestern in der Bahnhofsmission erfahren: Es wird plötzlich laut in unserem Gastraum, in dem die Menschen normalerweise friedlich ihr Frühstück genießen. Ein Mann, schon mehrfach durch rechtsradikale Sprüche aufgefallen, beschimpft einen anderen Gast polnischer Herkunft als Pack. Er lässt sich kaum beruhigen; die Menschen, die nach Deutschland kommen, sind schuld daran, dass es ihm schlecht geht. Er wird immer ausfallender und schließlich fordere ich ihn auf, die Bahnhofsmission zu verlassen.

 

Ganz anders die Haltung eines anderen Gastes. Jeden Morgen begrüßt er uns mit einem Lächeln und einem „Schön, dass Sie da sind!“ Damit fängt auch für uns der Tag schon gut an.

 

Dass der eine Gast gerne gesehen und der andere eher argwöhnisch betrachtet wird, braucht nicht zu verwundern.

 

Ein profanes Beispiel, aber es illustriert sehr gut, dass der Satz des Apostels Paulus ein Angebot an uns alle ist: Lebt als Kinder des Lichtes, wendet euch wie die Sonnenblume dem Licht zu, gewinnt durch die Ausrichtung neue Kraft und Energie um dann Licht für andere sein zu können.

 

Und dann können wir die Herausforderung annehmen, mit Menschen ins Gespräch zu gehen, die noch in ihrem Zorn, ihrem Gram und ihrer Bitterkeit verharren.

 

 

Karin Stürznickel-Holst

Fachbereichsleitung Allgemeine Soziale Dienste

Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V.