28. JANUAR 2024

Gedanken zum letzten Sonntag nach Epiphanias

„Über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir." (Jesaja 60, 2b)

 

Der Mensch an sich ist ein komplexes Wesen. In unseren Fortbildungen für die Arbeit vor Ort geht es neben technisch-organisatorischem Wissen vor allem darum, die zu uns kommenden Menschen jeweils in ihrer eigenen Lebenssituation wahrzunehmen und zu verstehen. Es kommt also darauf an, den biografischen Kontext in den Blick zu nehmen, aus dem heraus eine konkrete Lebenssituation zu verstehen ist.

 

Der Satz aus dem Buch Jesaja klingt in seiner punktuellen Knappheit allzu idealistisch oder gar naiv. Wenn wir die obige Zeile aber in seinen Kontext einordnen, so ist der vorangehende Vers von Bedeutung. Dort heißt es: „Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker“. Finsternis kann den einzelnen hilfesuchenden Menschen umgeben oder Dunkel kann viele Regionen dieser Welt derzeit prägen. Und genau so sind die historischen Umstände, unter denen die dem Propheten Jesaja zugeschriebenen Worte wohl entstanden: nämlich Kriege, Vertreibungen und gesellschaftliche Konflikte.

 

In diesem wahrhaft düsteren Kontext ermutigt Jesaja die Menschen, die Hoffnung auf eine bessere Zeit nicht aufzugeben. Denn Gott der Herr gibt Trost und auch die Kraft, dass wir uns immer wieder aufraffen. Und wenn wir an Menschen denken, die anderen oder keinen religiösen Vorstellungen folgen, so leben diese doch in der Hoffnung auf ein besseres Morgen. Ist das die grundlegende und zukunftsweisende „menschliche Konstante“ ?

 

Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles

 

 

Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles