29. OKTOBER 2023

Gedanken zum 21. Sonntag nach Trinitatis

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." (Römer 12,21)

 

Kennen Sie „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben“? Dieses Lied habe ich vor kurzem mal wieder im Radio gehört. Es ist schwungvoll und macht sofort gute Laune! Kein Wunder, dass es Weltruhm erlangte!

 

Warum fällt mir dieses Lied ein, wenn ich über den obigen Wochenspruch nachdenke?

 

Antoinette, eine Clownin, die Altenheime besucht, hat es in ihrem Repertoire, wenn sie durch Flure und Zimmer zieht und auf Leute zugeht, denen sie dort begegnet. Dann gibt es Momente, die den Tag schön machen. Nicht unbedingt, weil der aktuelle Tag so wunderschön ist.

Antoinette erinnert mit ihrem Besuch und ihren Liedern an andere, an schöne Tage und damit hinterlässt auch dieser Tag ein Lächeln und ein frohes Herz.

 

Das Lied entstammt dem gleichnamigen Film von 1936, in Wien uraufgeführt. In Deutschland durfte er nicht gezeigt werden. Sänger und Hauptdarsteller im Film war Joseph Schmidt. Er und weitere Beteiligte waren Juden.

Damit waren sie die „Bösen“ – damals.

 

Joseph Schmidt war berühmt und bekannt und stand nicht für das „Böse“. Auf einer Gedenktafel „dankbarer Freunde“ in Zürich heißt es:

 

In diesem Haus starb am 16. November 1942, achtunddreißig Jahre alt, einer der berühmtesten und beglückendsten Sänger der Welt - Joseph Schmidt - als Flüchtling und unschuldiges Opfer einer gnadenlosen Zeit.

 

„Ein beglückender Sänger“ – welch schöne Beschreibung für jemanden, der über seine Musik weltweit bekannt geworden ist! Joseph Schmidt hat frohe Botschaften hinterlassen, die Herzen erwärmen und Lächeln auf Gesichter zaubern! *

 

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

Auch wenn Nachrichten vor allem von Bösem berichten, von Kriegen und Konfliktherden in verschiedenen Regionen der Welt, von Naturkatastrophen und Konflikten im Alltag, soll es immer wieder Gutes geben, an das wir Menschen uns erinnern können und wollen.

Es soll uns helfen, menschlich zu bleiben, damit wir nicht verzweifeln an all dem Bösen in der Welt. Wir wollen Hoffnung behalten und an ein anderes Leben glauben können!

 

„Heut ist der schönste Tag in meinem Leben ...“ oder wie von Schmidt auch besungen „Ein Lied geht um die Welt … und es wird nie verklingen, man wird es ewig singen, flieht auch die Zeit, das Lied bleibt in Ewigkeit“.

 

Das Lied soll bleiben, nicht der Hass. Schwungvoll und hoffnungsvoll, das Böse mit Gutem überwinden. Und das soll kein Traum bleiben!

 

 

 

* Joseph Schmidt ist über Belgien, Niederlande und Frankreich in die Schweiz geflohen, wo er in einem Internierungslager schon bald erkrankte. Dort wurde er in einem Zürcher Krankenhaus unzureichend behandelt und starb bald darauf.  Einen Tag nach seinem Tod lag seine Arbeitserlaubnis für die Schweiz vor.

Er wäre dann frei gewesen.

 

Barbara Ziegler

Geschäftsführerin Deutsche Evangelische Bahnhofsmission,

Landesgruppe Niedersachsen, Hannover