21. JANUAR 2024

Gedanken zum Jahresbeginn

 

Der Januar kleidet sich grau in grau. Kurze Tage, kalt und nass. Die Weltlage passt dazu: Zwei Kriege, die uns umtreiben. Kein Ende in Sicht. Dazu viele weitere Konfliktherde in aller Welt, für die in unser Wahrnehmung kaum Platz ist. Und parallel dazu der aktuelle Protest aus allen Richtungen: Bauern, Bahnmitarbeitende, Arztpraxen, Klimakleber tun ihre Wut, ihre Sorge, ihre Meinungen lautstark und unübersehbar kund. Unsere Gesellschaft scheint zu zerbrechen. Und das alles zu Beginn eines Jahres, in dem in mehreren Bundesländern, in Europa und Amerika Wahlen anstehen, vor denen einem Angst und Bange werden kann. Was soll nur werden?

 

Mit ähnlichen Gedanken und bösen Vorahnungen für das neue Jahr ging ich in den Weihnachtsgottesdienst. Wie nicht anders zu erwarten, nahm auch der Pastor zu Beginn seiner Predigt Rekurs auf die desolate Weltlage. Wenig überraschend kam er dann auf das Kind in der Krippe zu sprechen, das ebenfalls in einer Zeit geboren wurde, die so ganz und gar nicht unseren romantischen Bildern der Krippenweihnacht entspricht. Aber dann kam er auf den wesentlichen Unterschied, der Gläubige von Nichtgläubigen unterscheidet: Das Festhalten an der Hoffnung, auch wider alle Wahrscheinlichkeit.

 

Wer Hoffnung hat, dem ist nicht „sowieso schon alles egal“. Weil es “eh nichts bringt“ oder weil „man nichts machen kann“. Denn es macht durchaus einen Unterschied: Wenn ich meinen Beitrag zum CO2-Sparen zu leisten versuche. Wenn ich zum Wählen gehe. Wenn ich auch nervige Leute freundlich behandle. Wenn ich probehalber mal die Perspektive von anderen einnehme. Wenn Mitarbeitende der Bahnhofsmission obdachlosen, einsamen oder verzweifelten Menschen mit einem Lächeln, mit Geduld und Aufmerksamkeit begegnen. Das alles löst die Probleme nicht. Aber es macht einen großen, vielleicht entscheidenden Unterschied.

 

Gisela Sauter-Ackermann

Gisela Sauter-Ackermann

Bundesgeschäftsführung Bahnhofsmission