24. MÄRZ 2024

Gedanken zum Palmsonntag

„Der Menschensohn muss erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat." (Johannes 3, 14 b.15)

 

Während ich diese Betrachtung am 16. Februar 2024 entwerfe, kommt die Eilmeldung, dass der russische Regimekritiker Nawalny in einem der berüchtigten Straflager ums Leben gekommen ist. Zwar weiß ich nicht, ob er die Kraft seines furchtlosen Auftretens auch aus religiösen Quellen schöpfte, gewiss aber ist er damit nicht hausieren gegangen oder hat wie Putin die Religion schamlos für die Legitimation mörderischer Zwecke missbraucht.

 

Ich versuche, den Bogen zu dem recht sperrigen Vers aus dem Johannes-Evangelium zu schlagen. Der Menschensohn Jesus wird erhöht: körperlich ans Holz des stehenden Kreuzes gehängt und seelisch mit Gott verbunden. Sein Tod am Kreuz kann vordergründig als Scheitern seiner Lebensbotschaft interpretiert werden. Der „erhöhte Menschensohn“ Jesus weist aber zugleich auf Gott, dem er sich bis ins Letzte ganz und gar anvertraut. Jeder, der an ihn und mit ihm glaubt, nimmt erhobenen Hauptes – und diese Lebenshaltung kann man Alexei Nawalny getrost zuschreiben -  am ewigen Leben teil. Nicht in einem zeitlichen Sinne, dass erst auf das Leben und den Tod das neue ewige Leben folgt, sondern dass im vertrauenden, aufrichtigen und liebenden Sinne wir bereits im Diesseits teilhaben am „Leben mit Gott“,  das wir ewig nennen. Jeder, der an ihn glaubt (der vertrauend und liebend lebt), geht nicht zugrunde, sondern hat das ewige Leben (schon jetzt, nicht erst dann), wie es bekräftigend im weiteren Text heißt.

 

Der Kampf für Menschenrechte und Gedankenfreiheit, den Nawalny geführt hat, war für ihn selbst ein tödliches Unterfangen. Aber seine Ideale können nicht ausgelöscht werden. Egal, wer auch immer versucht, seine Biografie umzudeuten.

 

 

Prof. i.R. Dr. Bruno W. Nikles