05.MAI 2024

Gedanken zum 5. Sonntag nach Ostern Rogate

"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet." Psalm 66,20

 

‚Ora et labora!‘ - Bete und arbeite! So lautet seit Jahrhunderten der Grundsatz der Mönche des Benediktinerordens. Beide Aspekte gehören für sie zum christlichen Leben dazu und durchdringen sich.

Die Arbeit ist geprägt von der Erfahrung von Gottes Nähe und Güte im Gebet und das Gebet ist kein weltfernes Gebiet, sondern getragen von den alltäglichen Erfahrungen bei der Arbeit und mit den Menschen.
Wie steht es in der Bahnhofsmission mit dieser Verbindung von Gebet und Arbeit, von Spiritualität und Dienst aus? Schon der Name Bahnhofmission weist auf beides. Er nennt den Bahnhof als Ort der Arbeit, der aktiven Hilfe für Menschen auf Reisen und in besonderen, oft schwierigen Lebenssituationen. Zugleich weist der Wortteil Mission auf die religiöse Wurzel und den Geist der Güte, in dem die Arbeit geschehen soll.
„In der Arbeit der Bahnhofsmission herrscht ein besonderer Geist“ – so hört man es immer wieder von Gästen und auch Mitarbeitenden. Hier geschieht Hilfe ohne Ansehen der Person, man bemüht sich um Wertschätzung und begegnet dem Gegenüber auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch. Diese annehmende Atmosphäre, in der die Arbeit geschieht, hängt für mich mit der spirituellen Basis der Bahnhofsmission zusammen. Sie ist durchaus nicht täglich Gegenstand von Gesprächen und Kontakten und doch findet man immer wieder Hinweise auf das, was diese Arbeit trägt und motiviert. Da hängt ein Kreuz im Aufenthaltsraum, da findet man die Bibel und oft auch Koran und Thora im Regal, es gibt Menschen, die Zeit haben zum Zuhören. Hier und da gibt es einen Raum oder eine Ecke der Stille, in der Menschen zu sich und/oder zu Gott kommen können. Manchmal finden Andachten statt oder man hört zu Beginn der Dienstrunde auf ein Bibelwort. Ihr Glaube und ihr Dienst gehören für einen guten Teil der in der Bahnhofsmission Mitarbeitenden zusammen – unabhängig von Konfession und oft auch Religion. Gerade das Gebet ist für sie und die Arbeit wichtig als Quelle der Kraft, als Mutmacher und Motivator angesichts der vielen Herausforderungen. Im Gebet als Gespräch des Herzens mit Gott erfahren Sie die Nähe und Liebe Gottes, ‚der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.‘
Ora et labora – Bete und arbeite! Spirituelle Erfahrungen können ausrüsten für den Dienst am Menschen, den Dienst, in dem nicht zuletzt die Art und Weise des Umgangs miteinander auf Gottes Güte weisen – gelobt sei Gott und seine Hilfe!


Jörg Hagen, Propst i.R.
Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen
der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission

Jörg Hagen

Propst i. R., Lüneburg