09. MAI 2024

Gedanken zu Himmelfahrt 

"Der HERR hatte sie fröhlich gemacht."
Esra 6,22
 

"Seid allezeit fröhlich."
1.Thessalonicher 5,16

 

Nach langer Zeit der babylonischen Gefangenschaft durfte der Tempel in Jerusalem zur Zeit Esras wiederaufgebaut werden. Das wurde mit einem Fest groß und fröhlich gefeiert. Der HERR hatte sie fröhlich gemacht.

 

Zu seiner Zeit schrieb Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki im 5. Kapitel:

Ermutigt die Ängstlichen. Helft den Schwachen und habt Geduld mit allen. Achtet darauf, dass niemand von euch Böses mit Bösem heimzahlt. Bemüht euch vielmehr stets, das Gute zu tun, im Umgang miteinander und mit allen Menschen. Seid allezeit fröhlich.!

 

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Pflegeheime gelten als letztes Zuhause. Sie sind eher ungeliebt, weil sie die Endlichkeit so deutlich vor Augen führen. Jenen, die dort einziehen ebenso wie jenen, die sich um sie kümmern. Allezeit fröhlich sein, das passt da nicht.

 

Clownin Antoinette war in ein Pflegeheim eingeladen. Im Vorgespräch hieß es: Dies ist ein Haus, das manche Bewohner*innen auch wieder verlassen und „draußen“ wieder ein eigenständiges Leben in einer eigenen Wohnung führen wollen und können.

 

Die Menschen hier, weil sie vom Leben so gezeichnet sind, dass sie ihren Alltag ohne Unterstützung nicht mehr bewältigen können. Manchen hilft dieser Aufenthalt und die dortige Begleitung, sich zu besinnen und zu berappeln und Mut zu schöpfen. Sie entdecken eine Kraft in sich, die ihren Willen stärkt. Nach einiger Zeit – Monate, manchmal auch Jahre – schaffen sie es, diese Einrichtung wieder zu verlassen. Sie können stolz auf sich und fröhlich sein.

 

Antoinette begegnet bei einem ihrer Rundgänge einem Mann, der noch im Bett liegt. Sie weiß von ihm, dass er noch mobil ist. Sie begrüßt ihn per Handschlag und fragt ihn dabei: „Was ist los, dass du faul im Bett rumliegst?“. Als Antoinette kann sie sich so eine freche Frage erlauben. Sie erntet einen erstaunten Blick und leichtes Grinsen. Sie singt den Kanon „Froh zu sein, bedarf es wenig“. Er scheint das Lied nicht zu kennen. Bei der Wiederholung lässt sie ihn nach „und wer froh ist“ den letzten Halbsatz „ist ein König“ ergänzen. Jetzt sitzt er aufrecht und lächelnd vor ihr.

Antoinette hinterlässt ein königliches Gefühl und geht nun selbst froh gelaunt zur nächsten Begegnung.

 

Bei seinem Zimmernachbar sieht die Situation anders aus. Er wurde ihr zuvor als verschlossen und unnahbar beschrieben. Jahrelang hatte er auf der Straße gelebt und ist wahrscheinlich nicht von sich aus ins Heim gezogen. Es hatte sich irgendwann ergeben, dass er dorthin gebracht wurde. Von der Clownin ließ er sich per Handschlag begrüßen, wechselte ein paar Blicke mit ihr und wenig Worte. Vielleicht war da auch ein kleines Lächeln zu erkennen. Immerhin.

 

 

Barbara Ziegler

Geschäftsführerin Deutsche Evangelische Bahnhofsmission,

Landesgruppe Niedersachsen, Hannover