„Wandelt als Kinder des Lichts;
die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“
(Epheserbrief 5,8b.9)
In diesem Jahr besteht an mehreren Orten die Gelegenheit in die Bilderwelt von Casper David Friedrich einzutauchen. Jedes einzelne Bild strahlt dabei eine besondere Stimmung aus. Der Maler war vom Abendlicht fasziniert, und das spürt jeder Betrachter und jede Betrachterin. 200 Jahre alte Bilder werden ganz jung und frisch. Besucher*innen gehen mit einer anderen Stimmungslage aus der Ausstellung. Das Licht aus Greifswald, Rügen oder Dresden wirkt nach.
Auf einer Radtour zu Pfingsten führte mich der Weg durch Fischerhude bei Bremen. Dort ist ein eigenes Museum nur für den Maler Otto Modersohn. Bilder aus seiner Heimat Soest, aus Münster und eben aus dem Gebiet zwischen Worpswede und Fischerhude sind dort zu entdecken. Auch diese Bilder - gut 100 Jahre jünger als die von Friedrich - geben die unterschiedlichen Landschaften wunderbar wieder, auch heute noch lebendig, frisch und eindrucksvoll.
In den beiden sehr verschiedenen Malern scheint beides Mal die Kraft die Lichts durch. Gönnen Sie sich einfach mal Zeit für diese oder andere Maler*innen – vielleicht bei einem Betriebsausflug oder einem gemeinsamen Besuch mit Gästen der Bahnhofsmission? Denn auch auf diesem Wege können Sie die Kraft spüren, die vom Licht – zumeist vom frühen Morgen oder dem beginnenden Abend ausgehen. Auch wenn wie bei Modersohn unmittelbar eine Natur und Menschen nicht verschwiegen werden, die nicht einfach ist. Die Kraft des Lichts bleibt spürbar.
So wird vielleicht auf ganz andere Weise, mit ganz anderen Sinnen spürbar, was der Autor des Epheser-Briefes meint. Von Menschen, die von der Kraft des Lichts leben, leben und wirken anders. Menschen mit der Kraft des Lichts können nicht anders als gütig zu anderen sein. Menschen mit der Kraft des Lichts ausgestattet wirken so, dass die Welt gerechter wird. Menschen aus der Kraft des Lichts kommend sind wahrhaftig oder wie wir heute sagen, sind „identisch mit sich“ oder „mit sich im Reinen“ und wirken rein und klar wie das Wasser eines Bachs.
Vielleicht werden solche Menschen auch gefragt „Von welchem Licht lebst Du?“, weil sie vom Licht beschienen besondere Früchte hervorbringen. Dann werden sie in Worten und Bildern von heute erklären, wozu der Schreiber des Epheser-Briefs die Kinder des Lichts auffordert: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und führt euer Leben in Liebe wie auch Christus uns geliebt hat“ (Eph 5,1-2a).
Peter Nagel
Peter Nagel
Theologe, Sozialarbeiter,
Referent für Bahnhofsmissionen
für die Caritas in Niedersachsen/Bremen