07. JULI 2024

Gedanken zum 6. Sonntag nach Trinitatis

„Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben“ (Paul Gerhard)

 

Sommerzeit – Urlaubszeit. Es ist genau so, wie es der Liedvers von Paul Gerhard beschreibt: Es  zieht es uns nach draußen und freuen uns Gottes Gaben. Für die meisten sind es die „schönsten Wochen des Jahres“. Oft gehen sie viel zu schnell vorbei. Ach, könnte nicht immer Urlaub sein?

 

Dabei haben längst nicht alle Menschen Urlaub. Einen Anspruch an Urlaub haben nur die Erwerbstätigen. Für sie ist es verdiente Muße nach harter Arbeit. Urlaub muss man sich aber auch leisten können. Das trifft längst nicht auf alle Menschen zu.

 

Urlaub – das ist Lohn für die Arbeit, bezahlte Freizeit, Auszeit vom Alltag, Abenteuer und noch viel mehr. Wer keinen Urlaub hat, bleibt verfangen im Alltäglichen. Er hat wenig sich über besondere Momente zu freuen. Ihm fehlt die heilsame Unterbrechung der täglichen Routine mit einer anderen Zeiteinteilung, einem Ortswechsel und besonderen Erlebnissen.

 

Ohne Urlaub ist das Leben die ständige Wiederholung des immer Gleichen. Keinen Urlaub zu haben, bedeutet konkret: Nicht rauskommen aus den eigenen Wänden. Einsam bleiben. Keinen Koffer packen. Weiter jeden Tag das gleiche machen und erleben. Bei Urlaubserzählungen nicht mitreden können. Es fehlen Abwechslung und Höhepunkte.

 

So geht es der Bürgergeldempfängerin, in deren Budget Urlaub nicht drin ist. Auch Langzeitarbeitslose oder Menschen ohne festen Wohnsitz fühlen sich nicht im Dauerurlaub, sondern in einer Endlosschleife von Frust, Stress und Druck. Und für Kinder ist das Zuhause-Bleiben eine Urerfahrung des Sich-ausgeschlossen-Fühlens.

 

Der Urlaub strahlt aus auf den Alltag: Der Rhythmus von Alltag und herausgehobenen Zeiten wie Wochenenden, Feiertage und Urlaub gibt unserem Leben eine besondere Dynamik, aus der wir Kraft schöpfen.

 

Hoffentlich kommen wir nach dem Urlaub gut erholt in unseren Alltag zurück. Von unseren Urlaubserlebnissen werden wir hoffentlich noch lange zehren. Klar ist aber auch: Urlaub zu haben ist ein Privileg. Und nur noch Urlaub ist keine Alternative.

Gisela Sauter-Ackermann

Bundesgeschäftsführung Bahnhofsmission