„Glücklich ist, wer sich um den Hilflosen kümmert. Wenn er eines Tages selbst ins Unglück stürzt, wird der Herr ihn retten.“ Psalm 41 Vers 2 Übersetzung Basis Bibel
Dieses Zitat stammt von einem der bekanntesten Könige Israels, König David.
Wer den ganzen Psalm 41 liest (was ich sehr empfehlen kann, vor allem wenn es einem nicht so gut geht), wird feststellen, dass dieser Psalm auf dem Krankenbett oder vielleicht auch in einer großen Depression geschrieben wurde. Der König war krank und von seinen Freunden verlassen. Und in dieser Situation dann ein Satz, der mit „glücklich“ beginnt. Glücklich wird im Duden so erklärt: „vom Glück begünstigt; erfolgreich, vorteilhaft, günstig, von froher Zufriedenheit, Freude." Als Synonyme zu „glücklich“ nennt der Duden: "angenehm, erfolgreich, erfreulich und freudig."
Da liegt also ein Mensch krank darnieder und fängt einen Text mit dem Wort „glücklich“ an.
Eigentlich völlig unverständlich. Doch im zweiten Satz dann eine wunderbare Erkenntnis: „Wenn er eines Tages selbst ins Unglück stürzt, wird der Herr ihn retten.“.
Ich darf seit mehr als 10 Jahren in einer Bahnhofsmission mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammen dienen. Sozialstundenableistende, Praktikanten, Freiwillige, Bundesfreiwillige, Menschen in Maßnahmen und Hauptamtliche dienen zusammen den Gästen unserer Bahnhofsmission. Und wir alle haben schon zum Teil großes eigenes Unglück erlebt. Clemens Bittlinger, mein Lieblingsliedermacher hat dazu ein Lied „Unter jedem Dach ein Ach“ gedichtet: https://www.youtube.com/watch?v=5elv71CIgJo .
Und trotzdem oder vielleicht gerade mit diesem eigenen erlebten Unglück „kümmern wir uns um Hilflose“, genauso, wie es König David empfohlen hat. Tun wir das aus Berechnung, weil wir ja selbst mal ins Unglück kommen können und dann Hilfe benötigen? Oder ist uns das ins Herz gelegt? Und wenn ja, von wem?
Manchmal vergesse ich in meinem Dienst an den hilfsbedürftigen Gästen, ihnen „Gutes“ zu tun. Ich spule meine Professionalität ab, wie ein Arbeiter an diesem endlosen Band von Aufgaben. Und dabei merke ich, wie diese „Arbeit“ meinem Herzen nicht GUT-tut. Und unseren Gästen dann irgendwie auch nicht. Dann hilft mir eine Ermahnung aus einem Brief aus der Bibel. „Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen. Denn das sind Opfer, die Gott gefallen.“ Brief an die Hebräer 13 Vers 16. Wenn ich also „Gutes tue, meine Zeit opfere, mit anderen teile“, dann ist das ein Opfer das Gott gefällt. Und dann kann ich ja diesen Gott bitten, mein Herz wieder zu füllen mit dem Drang, Hilflosen Gutes zu tun.
Genauso, wie ich diesen Gott bitten kann, mich aus unerfreulichen Lagen zu befreien, zu heilen, was bei mir verletzt ist und mich wieder in die Lage zu versetzen, anderen Menschen, Hilflosen Gutes zu tun. Und dann kann und sollte ich diesem Gott auch danken. König David hat das am Ende seines Psalmes so formuliert: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Vom Anfang an bis in alle Zukunft! Amen! Und nochmals: Amen!“
Constantin Schnee
Leiter Ökumenische
Bahnhofsmission Halberstadt