Ohren auf! Augen auf! NEIN sagen
Die Bundestagswahl hat es bestätigt, jede 5. Person hat eine in Teilen (geht das teilweise) rechtsextreme Partei gewählt. Statistisch jede/r Fünfte wählte eine NaziPartei.
Ich bin im Westen aufgewachsen. Zur Schullektüre gehörte Wolfgang Borchert mit seinem Gedicht SAG NEIN, ein Antikriegsgedicht. Ende der Siebziger Jahre las sich das alles sehr klar an und wir schauten auf eine andere Zeit zurück. NaziDeutschland war vorbei, eine schlimme Zeit, die nie nie wieder kommen sollte. Die älteren Menschen erzählten davon, wie schlimm diese Zeit gewesen sei, wie man darunter gelitten hatte und wie froh man sei, nun in einer Demokratie leben zu dürfen. Und nun.- 40 Jahre später erleben wir, dass mit den gleichen Mitteln wie damals menschenverachtende Ideen umformatiert werden zu Problemlösungen. Minderheiten werden diskriminiert, es herrscht weder Respekt noch Achtung gegenüber Menschen, die eine politisch andere Meinung haben - ganz zu schweigen von fehlender Achtung und Respekt denen gegenüber, die man als Ursache von Problemen ausgemacht hat.
Es ist zum Fürchten und es ist Zeit um NEIN sagen - ja auch und gerade in Bahnhofsmissionen, in denen wir die Zeichen der Zeit als Seismograph der Gesellschaft immer schon sehr früh hören und spüren. Nicht nur wahrnehmen, sondern auch aktiv NEIN zu sagen ist das, was wir von den Gründungsvätern und -Müttern abschauen können. Ellen Ammann hat bereits in der 20er Jahren als bayrische Landtagsabgeordnete gefordert den kriminellen Ausländer Adolf Hitler auszuweisen - wir alle wissen, dass das nicht passierte. Aber was für eine Frau - was für ein Mut in der aufgeheizten Zeit der 20er Jahre. „Wenn sie jetzt ganz unverhohlen wieder Nazilieder johlen“ so heißt es in einem Lied von Konstantin Wecker „Tobe, zürne , misch dich ein - sag nein“
Ich wünsche, dass wir alle bereit sind in der heutigen Zeit ein Stück Ellen Ammann zu sein.
Wahrnehmen, hören, ernst nehmen, Nein sagen ….. denn es gilt: Nazis? Hatten wir schon - war scheiße!
Axel Rolfsmeier
Referent für Sozialpolitk, Gemeinwesen- und Quartiersarbeit
Institut für Kirche und Gesellschaft, Schwerte